Dienstag, 26. Juni 2018

Traveling II

Gletscher gegenüber meinem Hotel

Bild von ... s. Link am Ende des Artikels ...

Heute am Morgen traf ich den indigenen Putzmann im „Sockeye Inn“ wieder … der gewissenhafte Leser erinnert sich vielleicht ?! 
Link zum Post

Ich erzählte ihm … dass ich in McCarthy, von Weitem einen Bären sah und drei Männer vor ihm flüchten.
Er sage „Ooooh!!!“ und machte grosse Kulleraugen „Never run away from a bear!“

„Stay, look straight in his eyes, do not look right, do not look left … always in his eyes … talk loud to him … <hey bear … go away bear … go in the woods bear … > with a solid voice … than go slowly and careful backwards … so my grandfather teached me“
Dabei führte er mir all dies schauspielerisch vor … auf dem Teppichboden im 2. Stock im „Sockeye Inn“ … sein Blick blieb während Dem knallhart auf einen Punkt gerichtet um mir zu zeigen … man müsse dem Bären immer grade in die Augen schauen. 
Klasse Typ das!!!
Ich erzählte ihm, dass ich mein erstes Studium u.a. mit Putzen verdient hatte. 
Er lachte und hielt mir seinen Lappen hin … „No man … thanks … I `m in holidays ….!
So fängt ein Tag gut an!
Diese Geschichte ist genau so passiert …. nicht nur so ähnlich … genau so … grosses Indianerehrenwort



Andererseits … die Wahrheit ist meistens nicht ganz so lustig wie meine Geschichtchen.

Tatsache ist, Alaska ist gross … sehr gross!
Aber nur ein kleiner Teil davon ist mit Strassen erschlossen.

Ich bin bis Fairbanks raufgefahren auf der westl. Route und dann auf der östlichen wieder nach Süden. Hab mich hier und da rumgedrückt … viel gesehen und das Meiste hat mir gefallen.
Alaska ist wunderschön! 
Kein „Aber“ … !!!

Tausende und abertausende von Bergen, 
Gletscher wo man sie nie vermuten würde, zum Teil bis wenige Kilometer vor die Städte
ungezählte malerische Seen, 
ebensolche und ebensoviele Inseln
ungezähmte Flüsse … so flach und so breit, aufgefächert in 100te von Armen
… ich denke das ist etwas, was mich am tiefsten bewegt … wer hat in Europa schon mal einen völlig wilden Fluss gesehen? … unglaublich schön! … ich mag Flüsse! ….
angespülte Kiesbänke von 10-20 m Höhe
unendliche dunkel Wälder
Regen wechselt mit praller Sonne
liebenswerte und witzige Menschen
Abenteurer jeder Couleur 
der kalte Nordpacific überall ringsum
gewaltiger Tidenhub
Meeresbuchten, gesäumt von schlanken Nadelbäumen
Nebelschleier an den Berghängen
einsame Häuser, einsame Dörfer, 
Strassen fast ohne Autos … bis zum Horizont und weiter
und über all dem ein Himmel der jede Minute anders ausschaut

… Vieles ist hier provisorisch … die Menschen leben hier im Vorläufigen … im Übergang ...
etwas … das wir in Europa ein wenig mehr in unsere Kultur einbauen sollten … das gibt mehr Ruhe und gleichzeitig Dampf unterm Hintern … man kann sich nicht gemütlich zurücklehnen … man muss dran bleiben und … planen, machen, umplanen … improvisieren eben.

Nun soll das hier kein Loblied werden ….
Ich möchte hier nicht leben … obwohl ich denke ich könnte es wohl.
So komme ich durch das Fremde zum Eigenen … ich spüre durch meine Reisen viel deutlicher den Europäer in mir … und ich bemerke … zu meinem Erstaunen, dass ich gern Europäer bin.

So habe ich so langsam 
… genug von Bergen und Gletschern (von wilden Flüssen noch nicht !!!)
… genug von schmuddeligen und überteuerten Hotels
… genug von der Ausrede, so sei Alaska eben
… genug von den hohen Preisen (gerechtfertigt oder nicht)
… genug davon, jedesmal wenn ich vom „Dry Cabin“ * nachts zum Pinkeln 250 Meter durch den
    Wald gehen soll vorher das Bärenspray suchen muss … Ganz deutlich? … ja ich hab Angst
    vor Bären!

Aber es sind noch 10 Tage bis mein Flieger nach Honolulu geht.
Also tue ich was alle Leute in Alaska tun:
ich improvisiere!!

Heute bin ich von Anchorage nach Whittier.
Die aufmerksame Leserin weiss natürlich sofort …. „da war er schon mal!“
"Ganz richtig ! Wunderbar … danke … setzen!"

Vor ca. 12 Tagen hatte die Alaska Fähre hier einen Zwischenstopp.

Man kann hier aber auch mit dem Auto hin … was in Alaska nicht immer möglich ist.
Allerdings muss man dafür durch einen langen und sehr schmalen Tunnel fahren …
… und … wie einige von Euch wohl wissen … ich hab da so meine Probleme mit „unterirdisch“

„Scheisse!“ …. aber ich habs geschafft .. bin wiedermal in einem schmuddligen aber dafür teueren Hotel, am Rangierbahnhof von Whittier, gelandet … zum Glück mag ich Rangierbahnhöfe … bei dem Motorgeräusch der Lokomotiven und dem Gequitsche der Waggonräder schlaf ich wie ein Kater hinterm Ofen … 
… und hier ist mal das Wifi schnell … so schnell, wie dieser Kater, wenn er sich den Schwanz am Ofen ansengt.

Falls jemand in der Nähe das liest und Lust auf `n Kafi mit mir hat, ich bin Morgen ab 9:00h im „Wild Catch Cafe“ am Hafen zu finden.

Hier kommen die Bilder, diesmal nicht alle von mir !!
Der Kassierer vorm Tunnel ($ 13,-) schärfte mir ein: „Headlights on and do not stop … with the exception of a case of emergency!!“
Ich war recht sicher, das Photographieren nicht ein „case of emergency“  ist und hielt also nicht deswegen an. 
Genau so sicher war ich aber auch, dass einige Honks** das trotzdem getan hatten und die Fotos im Internet gepostet haben … genau so ist das !! …

der Tunnel nach Whittier
... dieser Honk hat sogar während der Fahr geknipst
ich war einfach froh als ich nach ca. 15 Min. durch war
Hab `n bisschen mit Platzangst zu tun ... oder so ...
durch diesen Tunnel fahren sowohl die Autos als auch ...
... die Bahn ... ich hoffte inständig, jemand sitzt am Schaltboard ... der nicht diesen kanadischen  Whiskey säuft ...
... erstmal ins "Wild Catch Café" ... einen guten Kafffee "Americano "und Free Wifi ... so muss das !!
Mein Surrounding:
Rangierbahnhof mit Gletscher i. Hintergrund ...


Berg mit niedriger Wolkendecke und ... ähm ... Autos und Waggons ...

noch mehr Autos und Schiffe ...

... Überblick ...
mein Hotel is das, rechts der Bildmitte, mit dem roten Dach ...
... im Hintergrund 
schneebedeckte Berge
ein Gletscher
tolle Wolken
und ein Arm des pazifischen Ozeans 
Alaska ... eben!

... in einem italienischen Restaurant in Anchorage hörte ich folgendes Gespräch:
Ein Weisser motzt den indianischen Kellner an ... keine Ahnung wegen was.
Der Abkömmling der First Nations darauf hin; "My life is Your life, brother"
... besser kann man das nicht sagen!

Guten Morgen / Good night and good luck




* Dry Cabin = die Bezeichnung für eine Hütte o.ä. ohne Wasseranschluss und damit ohne Klo.
**Honk Hauptschüler Ohne Nenneswerte Kenntnisse ... 
eigentliche eine Abkürzung bei der deutschen Bundeswehr ... inzwischen aber ein Schimpfwort für ... ähm ... wie heisst das noch grad ... so beschissen .. ? .. "Bildungsferne"


Wer seinen Eindruck von Whittier vertiefen möchte guckt sich die Fotos auf der folgenden WebSide an:

geschrieben und gepostet in Whittier im "Anchor Inn" am 25. Juni 2018 um 20:33h

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