Donnerstag, 14. Juni 2018

S(h)ipping II


Der regelmässige Leser erinnert sich vielleicht noch an den letzen Artikel.
Nich ?!
Auch egal.

Er hörte damit auf, dass ich in Juneau an Land ging, die Fähre hatte hier 5 Stunden Aufenthalt.
Schon von Bord sah ich, dass wird weit ausserhalb der Stadt angelegt hatten. An der Strasse die am Fährterminal vor ging, stand denn auch ein Strassenschild „Juneau 12 Miles“.

So fragte ich am Infotresen auf dem Schiff, wie man am besten in die Stadt kommt. „Call you a taxi“ war die Antwort „… $ 45 … one way! … and make sure, to be on board latest 11:30, Sir“

Na prima!! $ 90,- für ein paar Stunden Internet, Kafi und Touristenrummel.
Immerhin gabs im Fährterminal ein kostenloses Telefon und die Telefonnummern der Taxiunternehmen.

Irgendwie war mir, als müsse es da noch eine andere Möglichkeit geben.
In dem Moment kamen 3 Frauen in den Terminal, die ich von Sehen von der Fähre kannte.

Sie hatten ihre Einwegkafibecher noch in der Hand, Sonnenbrillen auf, kicherten und redeten laut und marschierten gradewegs zum Schalter. Scherten sich null drum, dass da sicher 10-15 Leute warteten. Sie texteten den Angestellten voll und fragten offenbar nach einem Taxi. Er machte eine Handbewegung die gleichzeitig in Richtung der Taxis deutete und ausserdem die Frauen verscheuchte.

Die drei kamen gackernd an mir vorbei.
Diesmal war ich schnell! 
Ob wir uns das Taxi teilen fragte ich … unglaublicherweise konnten sie alle drei völlig unabhängig voneinander den bis eben abgesonderten Text stoppen, mir lächelnd ein „Of course“ und „Come on“ und „Why not“ zukommen lassen und dann nahtlos in ihrem Geplapper untereinander weiter machen.

Im Taxi ging das genau gleich weiter … dabei stellt sich nach nur wenigen Minuten raus, dass eine von den Dreien mit dem Taxifahrer gemeinsame Bekannte hatte.
Ob denn die „X“ noch mit dem „Y“ zusammen sei … ob die verheiratet waren oder nur Boyfriend … und „nein, natürlich nicht, das konnte ja nicht gut gehen mit den beiden“ … und „X“ arbeite jetzt in Haines und habe wohl einen Neuen … … …

Mir fiel auf, dass ich die drei Mädels relativ schlecht verstand, den Taxifahrer aber recht gut.
Nun auch in USA gibts Dialekte und der Eine ist einfacher als der Andere.
Aus einer Thermosflasche füllten sie sich neuen Kafi in ihre Becher, kicherten und plauderten.
Dann wendeten sich die Drei mir zu und fragten wie ich heisse wo ich her komme und wo ich hin will. Sie selber stellten sich als Shirley, Shannon und Sheela vor … 
„The three S !!!“ gackerten sie los.

Eine von ihnen … fragt mich bloss nicht welches „S“, verteilte Pfefferminzbonbons … als ich ablehnte, zuckte sie mit den Schultern … es war übrigens 7:30h am Morgen, wer um Himmels Willen lutscht um die Zeit Pfefferminzbonbons ??? Die Zahnpasta war ja schon eine verfluchte Zumutung.

Wir machten einen Treffpunkt und eine Uhrzeit mit dem Taxifahrer ab und dann zockelten die Drei los „Seilbahn fahren“ … ich klinkte mich aus … genug Geplapper für eine Weile.

Juneau ist nicht weiter erwähnenswert, ein kleines Städtchen das vom Tourismus lebt, eine TouriMeile, ein paar Saufkneipen, Juweliere, Andenkenhändler, Outdoorläden und 3 gigantische Ozeanriesen voll mit Passagieren die um 9:00h pünktlich die Gassen fluteten. Ein wenig Luzern im hohen Norden.

Ich sucht mir ein ruhiges Café mit gutem Wifi (s. letzter Artikel) dort blieb ich bis eine Stunde vor Treffpunkt … dann bummelte ich herum.
Dabei kam mir … nicht zum ersten Mal … der Gedanke, wenn man den gesamten Inhalt all dieser Läden auf einen Haufen kippen und ihn dann mit einem grossen Bulldozer in den Ocean schieben würde … kein Mensch würde auch nur ein Stück von dem Ramsch vermissen.

„Thomas !!!! Hiiii !!“ 
Die drei „S“ kamen noch besser gelaunt und laut johlend auf mich zu.
Sie plapperten immer noch, ich verstand nun noch weniger als am morgen.
Das Taxi war pünktlich, aber es roch nach Alkohol als wir eingestiegen waren.
Ich hoffte inständig, dass der Fahrer nicht soff.

Unterwegs noch schnell ein paar Fotos vom Gletscher, der bis 5 Km vor die Stadt reicht, dann weiter aufs Schiff und „hopp“ … ich musste dringend mal wo hin.

Ich traf die drei im Aufenthaltsraum des Schiffs wieder, immer noch am plappern, immer noch mit Kafibecher, immer noch mit Sonnenbrillen … johlten sie wieder los, als sie mich sahen.

Sie breiteten umständlich eine Landkarte aus und erklärten mir, dass wir nun auf den freien Ocean raus fahren und es dort hohe Wellen gibt ohne den Schutz der Inseln.
„Man muss sich dann gut festhalten“ sagte ein „S“ „aneinander!“ und grapschte nach meinem Arm. Ich wich aus und sie kippte dabei den Kafibecher von einem anderen „S“ um. Wegen des Deckels lief nur ein wenig durch das Trinkloch auf den Tisch und das Handy der anderen.

Kafi war das mal sicher nicht! Eine klare, hellgelbe Flüssigkeit. „Oops!“ sagte das Grapsch“S“ und gackerte, das andere „S“ lachte, dachte aber offenbar nicht dran ihr Handy mal trocken zu legen.
Ich nahm eine Serviette, putzte den Tisch und das Handy.
Alle guckten ein wenig irritiert und bedankten sich brav … „Tsännk `u Tsomäs!“ … ich roch mal an der Serviette … 
… Weisswein!
In der Thermoskanne war für sicher auch kein Kafi … und falls doch, hatten sie ihn vermutlich mit irgendwas verdünnt.

Jetzt ist 15:00h … sie saufen also seit mindestens 8 Stunden … sitzen die drei „S“ noch immer mit ihren „Kafibechern“ am Nachbartisch und plappern und gackern.

In USA ist es verboten in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken … auf dem Schiff sowieso.
Da gibts dann halt solche Stilblüten! 
… und mir wurde klar, warum ich die Drei so schlecht verstand: 
Das war kein Dialekt … die lallten! 

… und auch das mit den Pfefferminzbonbons wurde plötzlich plausibel 
… und warum sie ihre Sonnenbrillen nie ab nahmen 
… und so ein paar andere herzige Eigenheiten der drei „S“ …
… wie u.a., mir jedesmal auf den Oberarm zu schlagen, wenn sie mich ansprachen.



Amerika mal wieder von einer neuen Seite kennengelernt.

geschrieben an Bord der Kennicott 13.6.18
gepostet 14.6. 18 in Whittier (Alaska) im "Wild Catch Café"

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