Mittwoch, 30. Mai 2018

Exploring

Mr. Meriwether Lewis and Mr. Wiliam Clark

Ich starte nie eine Reise Richtung Osten.
So fuhr ich 2013 westwärts von New York nach Santa Fe und 2016 in die selbe Richtung von Sydney nach Perth.

Ich vermute, dass die europäische Haltung sich da seit den populären Seefahrern des 15. u.16. Jh kaum geändert hat. Damals wie heute, der Weg nach Osten versperrt oder zu gefährlich, blieb Ihnen nur der Weg andersherum um die Erde. 
Was aber, auf Anhieb nicht so klappte. 

Die Geschichten von Entdeckungen und Eroberungen, die uns tradiert werden, weisen in diese Himmelsrichtung. Überlagert davon werden die Reisen nach Osten, von Marco Polo im 13. Jh., teils über Land und von Vasco Da Gama im 15. Jh., auf dem Seeweg, wohlgemerkt, nur 6 Jahre nach Columbus. Er schaffte das in süd-östlicher Richtung, was Columbus westwärts nicht schaffte, einen (See-) Weg nach Indien zu finden.

Soweit mal Geschichte und traditionelle europäische Geschichtsvermittlung …
…Rupert Sheldrake fällt mir noch ein … mit seinen morphologischen Feldern ... aber dazu ein Andermal.

Was auch immer …
… mein Drang nach Westen ist unverkennbar.
Niemals käme ich auf die Idee andersherum zu reisen.

Das Spezielle an einer Kugel ist allerdings, dass, wenn man lange genug in eine Richtung reist, irgendwann an einem Punkt, der vorher in der genau anderen Richtung lag, ankommen wird …
… dies ist aber nicht der Gedanke den ich heute weiter spinne …

… sondern heute gehts um zwei toughe* Jungs, die sich nicht um Tradierung scherten oder sich gar durch morphologische Felder kämpften, sondern, in Europa bis heute weitgehend unbekannt, das was heute USA ist, als erste Weisse** durchquerten.

Mir sind die beiden das erste Mal 2013 in St. Louis begegnet, auf einem Campingplatz, auf dem eine Tafel aufgestellt war mit dem Hinweis auf einen Herrn Meriwether Lewis, der von dort, soweit ich mich erinnere, aufbrach um eine Expedition zu leiten, die durch den Kontinent führen sollte.

Was mich damals aufmerksam machte, war das Zitat von Clark, seinem Kumpel, als die Reise quer durch den Kontinent erfolgreich beendet war und er den Pacific erblickte: 
„Ocian in view. O! The Joy“

Vor mir lagen zu jener Zeit noch einige tausend Kilometer durch ein für mich unbekanntes Land und ich freute mich wie blöde auf den Pacific, den ich noch nie vorher gesehen hatte.

So fühlte ich mich verbunden mit den beiden und ihrer Mannschaft.
Wir taten ein wenig, das Gleiche … der Unterschied war, sie gingen damals zu Fuss oder ritten, während ich meistens bequem im Auto fuhr … die Strecken, die ich gelaufen oder geritten bin, in 2013, währen für sie wohl bestenfalls ein 2-Tages-Marsch gewesen.
Ausserdem hatten sie für die ganze Tour, die über 2 Jahre dauerte (Mai 1804 bis Sept. 1806) insgesamt nur $ 2500 zur Verfügung.
Meine Reise wurde da doch deutlich teurer.

Immer wieder begegneten mir die beiden, am Yellowstone River, am Clearwater River und zuletzt und das ist absolut unglaublich ... finde ich ja selber ... endete meine Reise,  durch den Kontinent, total zufällig, nur etwa nur 4.4 Meilen (= ca. 7 Km) von der von Lewis und Clark am Strand des Pazifischen Ozeans.
Während sie in der Nähe des heutigen Fort Clatsop auf das Meer trafen, fuhr ich auf den Campingplatz nach Warrenton … knapp nördlich davon.
Zum Vergrössern ins Bild klicken
Ich bin jetzt etwa da wo "Nez Perce" steht.
… und bei all den erfundenen, unter Alkoholeinfluss geschriebenen oder doch hin und wieder, sagen wir … postfaktischen Erzählungen, Geschichten und Märchen, die ich so verzapfe, schwöre ich, dass das der purer Zufall war und die ganze und reine Wahrheit ist !
… so wahr ich hier in meinem Schaukelstuhl oberhalb des Clearwater Rivers sitze, auf den Fluss hinunterschaue, dem die beiden Jungs damals Richtung Westen zum Ocean folgten.
Wer genau guckt, sieht rechts neben knapp der halben Länge des Flaschenhalses, da wo die rote Manschette ansetzt, den Clearwater River zw. d. Bäumen

Dazu esse ich selbstgemachten Tomaten-Zwiebel-Feta-Apfelsalat ... ich fürchte die Zwiebeln werden sich in der Nacht furchtbar rächen dafür, dass ich sie gefressen habe ... Zwiebeln sind allgemein als eher rachsüchtig bekannt ... / ... dazu einen etwas seltsamen Roten, der, je nach dem wie weit ich die Flasche leere, eigene Rachegelüste entwickeln wird.

However ...
Guten Morgen / Good Night
Habt einen schönen Tag
Sleep well



* toughe = zäh, oder hier besser hartnäckig mit einem „e“ am Ende … wegen Plural und eingedeutscht ... in English: "tough guys"

** Die Formulierung finde ich … blöde! … ist aber wohl richtig.
   Denn Europäer waren sie nicht mehr ... und die First Nations waren diese Route,     vielleicht 
   nie im Ganzen, aber jedenfalls schon gegangen.


geschrieben im Café in Kooskia und im Reflections Inn am 29. Mai 2018 zw. 12:00 und 19:00

Montag, 28. Mai 2018

Being





YELLOWSTONE LAKE

Am Ufer   
in der Sonne   
am See

Dieser kleine Strand
macht mich schwach
hier mag ich sein

Den Wolken zuschauen
über den verschneiten Bergen
die sich spiegeln

So weit von daheim
ein Ort der in mich hinein reicht
wie ein Freund

Die Sonne funkelt
durch geschlossene Lider
Füsse im Wasser


… und am Abend spielt jemand Klavier 


erstellt 26. Mai `18 im Yellowstone Park
überarbeitet 27. Mai `18 Missoula Montana bei "Thomas Meagher" 

Samstag, 26. Mai 2018

Drinking


Was bleibt dem Reisenden zwischen 13:30 und 22:00?

Der Morgen mit diesem oder jenem gefüllt ...
... Kafi kochen, duschen, Postkarten absenden, Geld abheben, ein Spaziergang, spät frühstücken …

Mittagessen … 
… dann ein Mittagsschläfchen …
… aber um 13:30 ist definitiv die Luft raus!

Also legt sich der kluge Reisende Dies oder Das zurecht … Route im Detail planen, Hotels buchen, die Decke anstarren, Unterhosen  und Socken im Lavabo auswaschen, noch mal duschen, die Decke anstarren, ma gucken was im Fernsehen läuft, gucken ob die Unterhose trocken is, gucken wie spät es is, die Decke anstarren, was schreiben, internetten, Attraktionen in der Nähe raussuchen … 
"... kein Bock auf Rafting heute! … "

Ins Café … Kafi und Kuchen 
(der 4. Kafi heute! ... trotzdem Hände wie ein Chirurg)

… dann endlich es is 16:00 Uhr
„Kein Bier vor 4:00“ … aber jez is 4:00!“

Ab in die Bar!
„Me Ei häv a bir plis?“
Die Frau hinterm Tresen guckt mich etwas reserviert an. 
Ihre Augen machen grosse Fragezeichen.
Ich zeige auf das Schild auf dem tschechisches Pilsener angepriesen wird.

„oh!!“ sie wirkt erleichtert, vermutlich weil sie feststellt, es nicht mit einem total Irren zu tun zu haben. 
„Beer … Ok ... five dollar“ … „You are from Germany ?“
Mein verkacktes deutsches Schulenglisch hat mich wieder mal überführt.

So sitze ich mit meinem Bierchen … oder mit dem Zweiten … schreibe meine Geschichten ...

Was bleibt dem Reisenden zwischen 13:30 und 22:00?

Ich denke an Humphrey Bogart in der Rolle des Barbesitzers Rick in „Casablanca“ …
… als dieser Major Strasser ihn fragt: „What is your nationality?“
und Rick ihm antwortet : „I'm a drunkard.“


Gute Nacht

Freitag, 25. Mai 2018

Eating


Am THE MURRAY HOTEL is ne Bar …
MURRAYS BAR…
weiter nicht erwähnenswert eigentlich …
bestellen muss man am Tresen …
bezahlen muss man vorher …
dann bekommt man so einen Kartenhalter mit ner Karte drauf auf der ne Nummer steht.

HALT !!! 
Das hatten wir doch schon mal!
Genau wie in Australien … das erinnert mich …
und plötzlich weiss ich was mir an Livingston so gefällt …
… hier is jeder wie er eben ist, kein Getue, keine Attitüden …

Ich sitze am offenen Fenster zur gut befahrenen Strasse …
draussen dröhnen die Trucks und aufgemotzten Pickups …
… stört mich alles nicht … es ist warm und ich bin entspannt.
Zum Andenken an die guten Tage in OZ bestelle ich „fish&chips“

Womit ich endlich beim Thema wäre:
ESSEN

Während ich eigentlich(!) noch meine Keto-Ernährung durchziehe, hab ich seit fast 3 Monaten eine Variante gefunden. Ich essen jeweils für 16 Stunden gar nichts. Also zum Beispiel um 19:00 das Letzte (Bier und Whiskey zählen mit) und dann erst um 11:00h am nächsten Tag wieder.

Nun werde ich hier ganz sicher keine Ernährungsberatung thematisieren.

Ne … denn was mich fasziniert ist weniger die Wirkung 
… Blutfettwerte runter
… Gewicht runter
… usw.

Was mich verblüfft, sind die „Nebenwirkungen“
Wie schon vor 2 Jahren, als ich mit der Ketoernährung anfing, habe ich immer wieder ein Gefühl von „Freiheit“ … ich muss nicht nur nicht ständig essen, 
ich kann auch auf das nervige Einkaufen fürs Frühstück verzichten. 
Wenn ich abends nach dem Job keinen Bock mehr auf MIGROS hab, dann eben nicht! 
Ich brauche ja nichts am nächsten Morgen … das ist eine tatsächliche Freiheit.
Ausser Kafi … der muss immer da sein!

Ein Gefühl von „Freiheit“ kommt auch daher, dass ich den Hunger kennenlerne. An stressigen Tagen, wenn nach den 16 Stunden keine Zeit zum Essen bleibt, schaffe ich es bis zu 20 Stunden ohne Essen … ohne grossen Hunger ohne die Angst um zu kippen.
Die Unabhängigkeit vom Essen, die „Erlösung“ von dem ständigen MUSS des Essens … das gibt eine tatsächliche Freiheit.

Was auch wegfällt ist dieser Fressstupor. Die Müdigkeit nach dem Essen, die denk- und handlungsträge macht und wie es mich wütend macht, wenn ich dann trotzdem Denken und Handeln muss, vor allem im Job.
„ABER !“ (das berühmte ABER, mit dem langen A am Anfang) höre ich die kritische Leserin fragen: „irgendwann musste dann doch auch mal was essen und dann biste dann doch trotzdem müde, oder!?“ 
(ich hasse dieses „oder“, dass so zu sagen eine Gegendarstellung fordert und sich gleichzeitig als Frage tarnt …
 und NEIN … es ist keine Frage … sondern eine Aufforderung zur Rechtfertigung … aber das nur am Rande)
Zurück zum ABER … / Antwort: "aber nein!"
Die Essmengen werden kleiner, die einzelne Portion. Die Portion Fish & Chips im Photo hab ich etwa zur Hälfte gegessen … also den ganzen Fisch aber nur 1/3 von den Chips … dann war fertig. Früher hätte ich doch nie was über gelassen … und diese Chips … die war`n echt lecker.

Ohne Fressstupor fühle ich mich wacher und leistungsfähiger … ich hab den Eindruck, ich bin kommunikativer geworden seit dem … wie das nu wieder zusammenhängt … fragt mich nicht!

Essen beruhigt … das ist auch gut so … oder andersrum … wenn man nix zu essen hat wird man unruhig … das ist auch gut so … das bringt die Power sich Essen zu suchen … also jedenfalls bei den Steinzeitmenschen usw. … aber da gabs ja auch noch keine MIGROS und nebenan war nur die Höhle vom ebenfalls hungrigen Säbelzahntiger und noch keine MacDoof.
Jez sag ich dann mal ABER … also: … aber mit diesen 16 Stunden Essabstinenz bin ich weit entfernt davon aggressive Futtersuchaktionen zu starten. 
Ich bin einfach wacher, weil mich das Verdauen für ein paar Stunden nicht vom sonstigen Leben ablenkt.

… und dann!
… dann geniesse ich das Essen … viel, viel mehr als vorher.
Eigentlich merke ich das vor allem daran, dass ich Essen, das mies ist stehen lasse.
Ich muss das nicht essen!
… und ich merke es daran wie ich im Geschmack von gutem Essen regelrecht versinke.


Zum Schluss, wie immer die Frage „Was kostet denn das?“
Nix ausser etwas Mut und ein wenig Disziplin!
… und die MIGROS verdient seit 3 Monaten nur noch die Hälfte an mir.


NATÜRLICH … es läuft nicht immer alles glatt.
Es gibt Tage, da muss ich mich durch essen beruhigen.
Es gibt Tage, da ess ich mehr als ich müsste … einfach weil es sooo gut ist.
… und die Keto leidet ein wenig unter der zeitliche Fasterei …
... aber daran arbeite ich !

Wenn jedoch was IMMER funktioniert, dann wird man träge, weil man aufhört nachzudenken.

Ausserdem lege ich pro Woche einen „Sudeltag“ ein, da esse ich wann und was ich möchte!
… und was soll ich Euch sagen … gar nicht so einfach!


HANG LOOSE (Locker bleiben)


geschrieben in MURRAYS BAR, Livingston MT, 24. Mai 2018, 18:26 Ortszeit

Samstag, 19. Mai 2018

SWEETNING


Lange hab ich drüber nachgedacht.
Ob ich was zu dem Thema schreibe.
Denn erstens betrifft es mich selber.
Denn zweites ein paar Leute die ich sehr gerne hab.

Aber … Kontinentdurchquerer sind nun unbestechlich!

Den letzen Anstoss gab das Frühstück im „Best Western Plus“ Hotel in Sparta.

Blöd, wie ich wider besseren Wissens, manchmal bin, hab ich mich auf das Frühstück gefreut.

Ich bin nicht ganz sicher was das Antonym von „Offenbarung“ ist.
Mir kommt als erstes „Verschleierung“ in den Sinn.

Man stelle sich vor, eine Menagerie von Variationen von SPENDERN.
Cornflakes, Poppies, Waffeln, Kaffee, Kaffeesahne, Zucker, Aroma für Kaffees, Milch mit 3 Geschmacksrichtungen. Dann eine Art Seziertisch aus Chrom-Mangan, mit Bain-Marie Schalen.
Voll mit aufgewärmten Fertigprodukten, Crepes, warmen Brötchen (den Namen verdienen sie nicht mal), Rührei aus Eipulver, Fertigspeck, Aufwärmwürstchen usw. usf..

Ich stellt mir etwas zusammen davon.
Die Crepes klebten zusammen als sei Klebi dran.
Das Rührei war absolut homogen.
Der Speck in genau gleicher Maserung, jede Scheibe.
Ein Stück Butterkuchen
Das „Brötchen“ liess sich auf 1 cm3 komprimieren … ich habs probiert.

… und ALLES war süss.
Versteht Ihr???
Der Speck war süss
Die Rühreier waren süss
Der Crepes (Lauch&Pilze) war süss
Das Brötchen war … auch süss.
Der Butterkuchen … O.K. der muss süss … aber der hatte sich mit einer Mischung aus Fett und Zucker so vollgesogen, dass er bei der leisesten Berührung TROPFTE …

Ich will mir da gar nix vormachen.
Euch schon gar nicht!!
Ich hab das alles gegessen!
Punktum!

Macht ja nix … für ein Mal.

Aber … nebendran am Tisch … eine fette Familie.
Mama fett, Papa fett, Kinder fett …
Haben das auch gegessen …

Geht mich ja nix an … aber als SozPäd macht man da sich so seine Gedanken.
Als Epigenetik-Fan sowieso.

Das mit der Atombombe zur Auslöschung der Menschheit, das war nur ein Ablenkungsmanöver der Zuckerindustrie … 
Was diese Gattung killen wird ist weder Krieg noch noch die paar dümmlichen Terroristen.

Fett und Zucker … das ist die Geheimwaffe des Planeten gegen Homo Sapiens.

Zum Schluss mein Lieblingswitz … ach ne … 
den mit dem Förster und dem Wilderer mag ich noch lieber!

Seis drum:
Treffen sich zwei Planeten im Weltall 
Sagt der Eine “Na, wie gehts?“
Sagt der Ander: „nich so toll, ich hab Homo Sapiens“
Sagt der Eine: „Keine Sorge, das geht vorbei“


Gute Nacht

Donnerstag, 17. Mai 2018

Hiding

16. Mai von Port Sanilac am Lake Huron entlang  bis Epoulette am Lake Michigan

Die Freunde in Vermont haben mir geraten, wenn ich schon nicht durch Detroit und Chicago fahren will, wenigstens den „Thumb of Michigan“ anzuschauen. Sogar der Grenzbeamte, die Sorte Leute, die sonst weder für Freundlichkeit oder Redseligkeit bekannt sind, sagte, dort sei es „beautiful“ und rang sich ein Lächeln ab.

Also … obwohl ich ja sonst nicht so für „Was Angucken“ bin (noch immer tief traumarisiert von den gefühlt 748 chinesischen Touris in Broken Hill) habe ich mich also auf den Weg gemacht … gar einen Umweg von 70 Km akzeptiert.

Letztlich, hat es mir eine neue Seite im „Buch-USA“ aufgeschlagen … nein kein Kapitel … eine Seite. Wohl hauptsächlich deutsche und niederländische Auswanderer dort … alles friesisch piekfein … alle Häuschen wie frisch gelackt. Die ehemals ertragslosen Ufergrundstücke am Lake Huron an die Neureichen aus Detroit verkauft, die da ihre Understatement-Protz-Wochenend-Vorzeige-Villen hingepflastert haben. 
So fuhr ich, nach Norden am Ufer den Lake Huron, die Villen immer rechts, die Bauernhöfe immer links. Rechts tote Hose, links Arbeit und Kinder auf Schaukeln und Pferde … ein normaler Mittwoch.

Dann wieder nach Süden, die andere Seite des „Daumens“ herunter.
Richtung Norden, dann wieder Richtung Mackinaw City, dort wo eine riesige Brücke den Sund zw. Lake Huron und Lake Michigan überspannt.

Dieser Weg nach Norden ist die Interstate 75, die durch eine wunderbare Wildnis gebaut ist. Über 300 Km fast nur Wald und Sümpfe und tundra-ähnliche Flächen.

Endlich eine fast leere Strasse für mich allein … ab und zu eine Tankstelle, ein kleines Dorf, ein paar Häuser. Ansonsten …. NIX. Langsam kommt das alte Feeling wieder, nach den vollen Autobahn in USA und Kanada, den verstopften Städten mit Ampeln und Staus.

Musik an, Kafi trinken, einfach fahren ….

… so tauche auch Foftain nach langer Zeit mal wieder auf.
Vom Rücksitz aus tippte er mir auf die Schulter und fragte, wo der Whiskey sei.
„Im Kofferraum und da bleibt er auch!!“ 
Er knurrte eine Antwort.

Wir quasselten so über dies und das … über New York, über Frauen und warum ich so oft gestresst war. „Es macht null Spass mit Dir, wenn Du so drauf bist“ hielt er mir vor.

Das ging so eine Weile hin und her … bis es still wurde hinten, als ich mich umdrehte war er eingeschlafen.
Die Tankanzeige ging gegen 1/4 und ich dachte es sei gut eine Pause zu machen.

„Next Gas, Food & Lodging Exit Wolverine“ 
… ein Witz ?! … ich musste 2x lesen.
Tatsächlich! 
Eine Tankstelle mit Shop.
Vor den Zapfsäulen nur Pickups, ramponierte Mazdas und Toyotas, ein paar Trucks.
Dürre bärtige Männer mit dreckigen Jeans und noch dreckigeren Hunden, dickliche Frauen mit 3-4 Kindern mit verschmierten Mündern. 

Drinnen gabs echt Alles von der Angel bis zur Avocado vom Zapfhahn bis zur Zahnpasta.
Wohl der einzige Laden im Umkreis von vielen Kilometern.

Also schnell mal in den Restroom den Kafi vom Morgen wegbringen, Neuen holen und 30$ Prepaid für Säule Nr. 10.

So steh ich als mit Kafi und 35$ in der Schlange vor der Kasse, die Kinder brüllen, die Hunde kläffen, die Mamis schimpfen, die Typen dräuen vor sich hin.

Zwei Leute weiter vor mir, ein Riesenkerl mit ewig langen Armen. Mit einem total zerbeulten Filzhut, Jeans mit Hochwasser und einem etwas knapp geratenen weiss-rot karierten Hemd.
An den Füssen Stiefel in  … ich würd mal schätzen Grösse 56.
Über den Rand der Stiefel hängen dunkelbraune, flauschige Socken immerhin, denke ich noch, trägt er Socken. Aus den zu kurzen Hemdsärmeln schauen die Ärmel des Unterhemdes raus, die sehen irgendwie genau so wie die Socken aus … als habe er einen Strampler mit Füsschen an.
An den Händen dicke Arbeitshandschuhe um den Hals ein Tuch in der Grösse eines Badelakens … 
… und der Typ stinkt … das ich es über 3 Meter riechen kann.


Als er dran ist mit bezahlen, knallt er eine Flasche Wild Turkey auf den Tresen und ein Sixpack Steaks, dazu grunzt er was vor sich hin.
Die Verkäuferin fragt ihn ob er auch getankt hat. Erst schüttelt er nur den Kopf, aber der Frau reicht das nicht, sie fragt noch mal. 
Da gibt der Typ Töne von sich, die ich noch nie zuvor irgendwo von einem Lebewesen gehört habe. Es beginnt mit einem orgelnden, hohen Flöten und geht in ein unterirdisches Blubbern, fast Dröhnen über. Alle gucken ihn an. Er scheint sich plötzlich klein zu machen, was bei seiner Grösse ein Kunststück ist, schüttelt wie ein schüchternes Kind wieder den Kopf, kramt eine Handvoll Dollarscheine aus der Westentasche seines Hemdes legt sie zögernd neben die Kasse und geht zur Türe. 
Die Tür öffnet automatisch, was ihm wieder ein Grollen entlockt. 
Durch das Fenster sehe ich wie er Richtung Waldrand geht, die letzten Meter läuft er, er rennt sogar … unglaublich schnell ist er dann verschwunden, kein Ast der engstehenden Bäume bewegt sich.

Im Laden ist es still, geworden, die Hunde kneifen die Schwänze ein und drücken sich an die Beine der Herrchen, die Kinder sind blass und so ruhig, dass die verstummten Mamis auch gar nichts mehr zu schimpfen hätten und die Typen stehen da, man kann es sogar durch die Bärte sehen, mit offenen Mund. Ich denke, ich habe wohl auch kein sehr viel klügeres Bild abgegeben.

Einzig die Kassiererin ist ganz unbeeindruckt … „Kommt so alle zwei Wochen mal rein … kauft immer das Selbe … Whiskey und jede Menge Steaks … könnte mal duschen der Kerl … stinkt wie`n totes Maultier“

Das bricht das Eis … die Kinder schreien los, was wiederum die Hunde zum kläffen bringt, die Mamis zum Schimpfen und die Kerle kauen, soweit nicht auf den Boden gefallen, ihre Kaugummis weiter.

Als ich zum Auto komme und den Zapfhahn in den Tank stecke, steigt Foftain aus. ich sehe ihn sehr selten so aufgeregt.
„ … haste den Kerl gesehen? Weisste was das war? …. und weisste was der in der Hand hatte??“
„Ja hab ich, nö weiss ich nich, ja weiss ich!“ … ganz manchmal bin ich eben auch cool !

„Das war ein Sasquatch … ein Waldmensch … unglaublich“ … und der hatte ne Flasche Whisky in der Hand" 
Foftain gaffte Richtung Wald, dann drehte er sich wieder zu mir: „Wo hast Du gesagt ist unser Whiskey?“
„Mein Whiskey … und immernoch im Kofferraum und da bleibt er auch“

Der Tank war voll, ich hängte den Zapfhahn wieder ein, machte dan Tankdeckel zu … als ich Foftain sage er soll einsteigen, sehe ich grade noch wie er auf den Waldrand zu läuft, dabei hält die rechte Hand hoch, den Mittelfinger gestreckt. 


So fuhr ich allein aus Wolverine ab weiter Richtung Norden.





geschrieben am 16. Mai 2018 Epoufette Michigan