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Sonntag, 12. November 2017

Locking

ES GIBT KEIN ZURÜCK MEHR !

"In zwanzig Jahren werde ich mehr enttäuscht sein von den Dingen die ich nicht getan habe, 
als von den Dingen, die ich getan habe. 
Also werfe ich die Leinen los. Verlasse den sicheren Hafen. 
Lass den Passatwind in meine Segel wehen. Erforsche. Träume. Entdecke." 
Mark Twain
🚙 ⛴ 🛩


Es ist beschlossen, ich fliege!
Die Reise ist nun unabwendbar *1.
Gestern hab ich die Flugtickets gekauft.
Ich mag das, wenn sie unabwendbar ist, die Reise.

Jetzt muss ich gehen.
Ich mag das Kribbeln, wenns konkret wird …
… wenn die Tagträume der letzen 2 Jahre plötzlich kondensieren …
… ihren Niederschlag finden auf der Oberfläche meiner Realität.

Ich habe auch Angst!
… dass ich was vergessen hab
… vor den Krisen unterwegs
… dass, das Geld nicht reicht
… vor dem Allein Sein
… vor der Langeweile
… vor der Ungewissheit
… vor den Tagen, an denen ich nicht weiter weiss.

Reisen is eigentlich Scheisse
… jeden Tag ins Nichts hinein
… keine vertraute Seele weit und breit
… oder, noch schlimmer, Mitreisende die rumnerven
… kein Zuhause
… kein Unterschlupf
… alle wollen Geld von mir
… ich muss mich selber suchen, in diesen Tagen

Ich liebe das Reisen
… trotz und alle Dem … und Deswegen
… eine Flucht? … ja natürlich!! 
… raus aus den repressiven Strukturen
… niemand fragt mich etwas
… reisen ist eine Droge!? … die teuerste der Welt!
… untertauchen, verschwinden
… Eins werden mit dem Strom der Winde
… fremde Gerüche
… fremde Menschen
… fremde Gewohnheiten
… fremdes Essen
… das Singen der Reifen auf dem Asphalt
… das leichte Wiegen des Schiffs in der Nacht
… davon … das ewige Davon
... die Unendlichkeit der Oceane
... die unendliche Ruhe in der Wüste
… ein Geschmack von Unendlichkeit in meinem Mund
… dem Nomadischen in mir die Hand reichen
… zurückgeworfen auf mich selber finde ich die Welt 
… und mich

Meine Art zu reisen ist unerträglich
… ich fahre eigentlich „nur“
… im Auto
… auf dem Schiff
… im Flieger
… ich guck mir fast nix an
ausser
… mir begegnet Etwas
… ich finde Etwas
… dann bin ich glücklich und nehme es
… auch darum reise ich meistens allein
… allein kann ich besser Etwas finden

… meine Art zu reisen ist die Einzige, die ich ertrage!
... ich bin der Einzige, der meine Art zu reisen erträgt!
................................................................................................

*1 ... soweit überhaupt Irgendetwas unabwendbar sein kann!

Luzern, Sonntag 12. November 2017

Donnerstag, 31. August 2017

Processing

Gedanken die mir kamen während ich 15 Min. auf den Elektriker wartete.

Die Lichtschalter-Steckdosenkombination in meiner Küche ist kaputt. 
Ich hab das Ding mal auseinandergebaut und grad noch rechtzeitig dran gedacht die Sicherung raus zu drehen.

So stehe ich also vor diesem Kabelgewirr und einem Häufchen rausgerieseltem Mörtel und mit einer zersplitterten SchalterAbdeckung in der Hand da und denke dran, was die 220 Volt wohl mit mir gemacht hätten, wenn die Sicherung drin geblieben wäre, zumal ich beim Aufschrauben lässig am Heizkörper lehnte.

Vielleicht hätte es alle Erinnerungen, alle Ideen …. ja sogar mein Ich oben in meinem Kopf gelöscht … so wie die Dateien auf einem Computer …

... kein Zugriff … piep … plöpp … Stecker raus … WLAN deaktiviert …

"Besser ich rufe mal den Elektriker an!" 
sagt mein, mehr durch Zufall, funktionstüchtig gebliebener Verstand.
Der ... also der Elektriker ... sagt mir zu, in einer Viertelstunde da zu sein … 

... es wird eine halbe Stunde draus …



Draussen regnet`s ...
… ich sitze in meinem Liegestuhl im Trocknen, 
schaue in den wolkenverhangenen Himmel und ...



… denke ...



… Demenz ist das was uns im Alter droht.
Das sich selber verlassen.
Solange ich noch kann, mache ich mir also Gedanken !1

Wenn ich Ferien habe, dann ist die erste Woche immer furchtbar.
Ich hänge zw. Loslassen und Getrieben sein.
Die Struktur der Arbeit fehlt mir.
Ein Tag ist wie der Andere.
Statt die Gedanken nach vorne zu richten erlebe ich, wie ich Erinnerungen hervorkrame
wie ich hin und her grüble.

Was mir fast immer hilft ist eine Wanderung.
Ich bewege mich, die Bewegung ist automatisiert aber … im Hier und im Jetzt.
Ich muss mich orientieren, ich muss vorausschauen, ich muss meine Kraft einteilen.
Wandern erfordert Struktur.

Um das geht es in dieser verfluchten ersten Woche, eine eigene Struktur zu schaffen.
Einen Tagesablauf, Zeiten zum Abhängen und Zeiten zum Aufgleisen und Zeiten zum Aufbrechen als Trittsteine in einem ansonsten schnell beliebigen Gefüge zu finden.

Ich erinnere mich, wie ich in Australien losraste und fuhr und fuhr und fuhr … von Sydney nach Perth in 5 1/2 Tagen … das sind immerhin gut 4000 Km … also etwa 700Km pro Tag ohne Pause.
„Gut!!“ ich fahre gern lange Strecken, aber DAS … ??!

Später, viel später, kam dann die Struktur zu mir, ich nahm mir etwas vor, machte Pausen, mietete mich an schönen Orten gleich für ein paar Tage ein, schlief mir die Fahrerei aus den Knochen hing in Bars rum oder am Strand. 
Meine Rettung ist immer wieder das Schreiben, es ist wie ein Job für mich, ich tue es auch oft dann noch, wenn ich den ganzen Tag gefahren bin und todmüde … es ist mir eine Pflicht, vor mir selber, es ist mein strukturierendes, reflektierendes Element.

Was aber … um zum Thema zurück zu kommen, ist wenn diese Strukturen nicht mehr vorhanden sind? Wenn wir ein Leben lang fremdbestimmt waren, von den Eltern, vom Ehepartner (vielleicht) und von den repressiven Strukturen der Arbeitswelt. Wenn wir nie gelernt haben, diese Strukturen selber zu gestalten, wenn sie nicht selbst herstellbar sind, wenn tatsächlich ein Tag wie der Andere ist und bleibt. Wenn nichts und niemand mich mehr fordert, keine Trittsteine mehr vorgegeben sind, keiner mehr was von mir will? Wenn ich der einzig fixe Punkt in meinem Leben bin?
Ja, und wenn ich mich dann vielleicht auch selber nicht mehr brauche in all diesem Nutzlosgewordensein?!

„Einsamkeit“ höre ich den Stressforscher im TV sagen „ist der grösste Stress für Menschen!“
„Strukturlosigkeit“ denke ich „vermutlich auch.“

Vielleicht … 
... und ist dies meine 
-zugegeben skurrile wie furchterregende- Idee ...
… vielleicht schaltet der Mensch dann sich selber ab.
Das Hirn wird dement, der Körper krebszerfressen?

Ich tue vermutlich all denen grosses Unrecht mit dieser Idee, die mitten aus einem erfüllten Leben heraus davon betroffen sind. So hoffe ich so sehr, ich habe Unrecht!
Keinesfalls jedoch hält mich das davon ab, den Gedanken zu Ende zu spinnen …

Bei all diesen Zivilisationskrankheiten und alle der vermeintlichen Freiheit frage ich mich, wo bleibt die animalische Lebenslust, das Orgastische (ich rede mal nicht von Sex … aber … meinetwegen auch der!), die tiefe Verzweiflung über ein Unglück, sowohl als auch das Glück des Aufgehens in Strukturen, die die meinen sind … so etwas wie ein würdiger Ausklang und nicht der hohle Klang des Nichts.



Die Indianer … 2
… so hörte ich, liessen dann die Alten zurück … wenn sie ihnen zur Last wurden.

Herzlos finden wir das und egoistisch, unmenschlich und verachtungswürdig!
"Ja … westlich-christlicher Schwachsinn!" sage ich dazu.

Ich wünsche mir natürlich auch, bis ins hohe Alter gebraucht zu werden … vor allem von mir selber, eine Aufgabe zu finden und ein paar Freunde zu haben und vielleicht eine Geliebte … oder zur Not einen Hund.
… und dann … wenn das Ende kommt und mich selbst der Hund nicht mehr brauchen kann, dann sollte ich zurückbleiben.  

Ich allein … und ich möchte klaren Gedankens gehen dürfen!
Wohin? ... dorthin wo es kein "Ich" mehr gibt ... 


... da kommt mir plötzlich die Frage:
Wenn` s also das "Ich" irgendwann sowieso nicht mehr gibt ...

Es klingelt, der Elektriker ist da.
Ein durch und durch strukturierter Mann.
"Guten Tag! ... wo ist denn hier der Sicherungskasten?"


... das ist die richtige Frage!




1    "heut mach ich mir kein Abendbrot, heut mach ich mir Gedanken" ... Wolfgang Neuss

2   .... ich weiss, dass ist entsetzlich verallgemeinernd 
… aber ich kann`s nicht besser differenzieren

Luzern, 31. August 2017

Donnerstag, 24. August 2017

Noising



… wie gesagt, mein Doc findet ich sei zu fett.
So, hat er mir das natürlich nicht gesagt, sondern, eigentlich hab ich es gelesen, als er mal aus dem Sprechzimmer ging und ich auf den Monitor linste.
„ ... zu guter Ernährungszustand ... “ stand da!

… ooaach … ich sags ja „fett!“

Also, das ist jetzt schon über ein Jahr her, daher: mein Schock darüber, das meine Selbstwahrnehmung und die Fremdwahrnehmung so kongruent sind, hat sich gelegt.

Der Doc versuchte mir damals schonend beizubringen, dass ich nu diese und jene Medikamente schlucken müsse „ … und mehr bewegen wäre gut!“ fügte er hinzu „… was ich denn von Wassergymnastik hielte“
Schock N°2 … 
Ich sehe mich mit ein paar sabbernden Tattergreisen und übergewichtigen alten Damen in knallbunten Einteilern im Hallenbad im Nichtschwimmerbereich zu Volksmusik die Arme vorsichtig über dem Kopf schwingen. Während am Beckenrand eine Domina im schwarzen Lackbikini harsche Befehle brüllt und dabei unheilvoll ein nasses Badehandtuch schwingt.

Noch ganz in dies Schreckensszenario versunken hörte ich mich schüchtern fragen: „Geht laufen auch?“ 
„…ne, klar … geht auch! … und die Ernährung … Sie müssen die Ernährung umstellen“


Der kluge Sozialpädagoge sah sich natürlich genötigt eine Interventionsplanung aufzugleisen:

  1. Weniger Kohlehydrate (Was sind Kohlehydrate, zur Hölle?)
  2. Keine Fertiggerichte mehr (seufzt)
  3. 4x/Woche Laufen (klammert sich an sein Sofa)
  4. Rotwein statt Bier (heult los)

Noch mit geröteten Augen kramte ich also meinen Ordner „Ernährungslehre“ hervor, machte mich im Internet noch ein wenig schlauer und traf eine Entscheidung.

Paleo-Ernährung schien das Mittel der Wahl.
Essen wie die Neandertaler!

„Aber bist doch kein Neandertaler“ reklamiert eine entfernte Bekannte.
„ Na … jaaa … manchmal schon … „ resoniert sie sich selber abschliessend.

Szenenwechsel
Australien … irgendwo in New South Wales!
Nur wenn man seine Nase in was reinsteckt, nimmt man den leicht grasigen Geruch des Orginären wahr.
So erfahre ich, dass Kängurus von Kuhmilch blind werden.

Es gab keine Zucker während unserer Menschwerdung … 
… ebensowenig wie es Kühe gab, in Australien.

Szenenwechsel
Eine Tankstelle irgendwo in Deutschland.
E10 bleibt im unterirdischen Tank … es könnte ja dem Motor schaden, dafür ist er nicht gemacht.
An der Kasse zahle ich für ein Snickers, eine Cola und 45 l Super 95 Oktan.

… der kluge Leser ahnt auf was ich hinaus will ?!

Noising heisst soviel wie „laut werden“ „Lärm machen“ "Krach" aber -im übertragenden Sinn- auch „Ärger machen“

Versuch mal jemandem zu sagen, dass er zuckerabhängig ist …
… dann weisst Du was „Noising“ meint.

Szenenwechsel
… jemand erzählt mir … ich hab vergessen wer … aber es war jemand, das erinnere ich noch, den ich für intelligent und umsichtig halte, er habe gelesen, die Flüchtlinge 
(allein schon diese Zusammenfassung macht mich schaudern!) 
… also die Flüchtlinge 
(Schaudern die 2.) … würden Krankheiten einschleppen.

In meiner Erinnerung taucht, während er erzählt, das Bild vom Monitor meines Laptops auf.
Ich hatte Flight24 Link aufgemacht … ein Himmel voller Flugzeuge … die Welt ist unterwegs … alle Nationen fliegen von Pontius nach Pilatus in jedem Flieger alle Sorten Menschen bunt gemischt … 
40 Millionen Flüge in 2016 Link das sind mehr als 100.000 pro Tag …

100.000 Flüge/ Tag x (+/-) 200 Sitzplätze = (+/-) 20.000.000 Fluggäste von Hinz nach Kunz von Abu Dhabi nach Hongkong … von New York nach Hintertupflingen (dies … nur per 3xUmsteigen im Bus erreichbar … aber das ist eine andere Geschichte)

Nochmals: 20Mio Menschen jeden Tag !!

Aber: " ... die Flüchtlinge schleppen Krankheiten ein." !??
Welcher ScheissNazi hat sich, unter einem wissenschaftlichen Deckmäntelchen, diese Wichse ausgedacht?

Szenenwechsel
Hawaii ...🌴
... wenn ich erzähle, dass ich in Honolulu war, dann bekommen fast alle Leute glänzende Augen, ich sehe wie ihre Gedanken in die Ferne ziehen und ihre Hirne Bilder von sich im warmen Seewind wiegenden Palmen und weissen Stränden produzieren, wie sie an Mai Tai und Hula denken.
Mir macht es natürlich Spass, gleich anschliessend zu erklären, dass Honolulu eine ganz normal furchtbare Grossstadt ist, mit stinkendem Verkehr und tausenden herumirrender Touristen und die Strände total überlaufen sind, dass die Restaurants ein RiesenNepp sind und die Hotels dreist überteuert ...
... last not least, die gesamte Inselgruppe den Bewohnern weggenommen wurde, (geklaut, gestohlen, annektiert, enteignet ... ) und ihre heiligen Stätten mit Golfplätzen überbaut werden ... ja, heute noch ...
... das ist übrigens kein Spass, sondern die Wahrheit!

Szenenwechsel
Die Bügermeisterin von Calais.
Eine auf den ersten Blick sympatischen Frau, in ebenfalls etwas zu gutem Ernährungszustand in der Mitte der Dreissiger … unterbindet es, dass Menschen, die nicht Franzosen sind, die gern zu ihren Familien nach England möchten, in Frankreich duschen dürfen, sich Essen beschaffen, oder etwas zu trinken … geschweige denn, dass ihnen so etwas wie Menschlichkeit gegeben wird von Franzosen, die dies nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren können.
Sie lässt sie von ihren Schergen ... also der regulären Gendarmerie!! ... aus den Duschen heraus oder beim Essen festnehmen ... 
Mitten in diesem Europa … HEUTE!

Was ich versuche zu sagen:

Wir in dieser ...

  1. überinformierten
  2. vollgefressenen 
  3. überzuckerten
  4. superdemokratischen 
  5. selbstgefälligen
  6. freiheitischen *1 
  7. Geiz is geil orientierten
  8. mit Nichtigkeiten emotional in Empörung gehaltenen
  9. allround GlückssucheGesellschaft …

… liegen, mit unsere Wahrnehmung, 
sowohl über uns selber, 
als auch über den Rest der Welt, 
so richtig schön saftig neben der Realität.


Ich steck grad meine Nase in was rein ...
... und ich bin nicht amüsiert!

*1 
... gemeint ist hier die steigende Tendenz, die Freiheit des Einzelnen
ohne jede Relation zum Gemeinschaftlichen auszuleben ...
z.B. mit röhrendem Auspuff durch Wohngebiete fahren ...
Auspuffanlagen extra dafür herstellen ...
Plutokratien in West und Ost ...
die Ausbreitung prekärer, zeitbegrenzter Anstellungsverhältnisse ...
chronische Unterbezahlung der arbeitenden Menschen ...
Alles erlaubt oder doch mindestens durchsetzbar ...
HIER und HEUTE





Luzern/Ravensburg 24. August 2017

Freitag, 14. Juli 2017

Stressing

Termine stressen mich!
Die Amerikaner, vor allem die auf Hawaii, haben Witze über mich gemacht, ein Deutscher, der in der Schweiz lebt … das fanden sie urkomisch.

Die Deutschen immer total zuverlässig und die Schweizer immer total pünktlich.

Wie ich das aushalte, fragte mich Sue.
"Gar nicht! … um ehrlich zu sein, Sue"




Heute hole ich eine Freundin vom Airport ab, plane genügend Zeit ein um pünktlich zu sein, trödle rum bis ich „nun aber wirklich los muss“, starte so, dass es passen sollte. Auch den Stau um Zürich herum habe ich mit 20 Min. einberechnet. Der Stau nervt mich trotzdem. 
(die Zürcher Verkehrsplaner samt zuständiger Bauleiter mögen ewig in kochendem Teer schmoren) 

Die mächtige Angst schlägt doppelt zu: 
Erstens, ich könnte unzuverlässig sein, das geht als Deutscher gar nicht.
Zweitens, ich könnte unpünktlich sein, das wäre in der Schweiz ein Staatsverbrechen.

So bin ich also … na klar … 1 Std. …. in Worten: eine Stunde … zu früh am Flughafen.
Habe von dem Stress beim Autofahren saftige Kopfschmerzen.
Schleppe mich unter heftigen Selbstvorwürfen in die nächste CaféBar.

Sitze und trinke den Kaffee und schreibe … weil beides gegen die Schmerzen hilft.

Nebendran plärrt eine deutsche Mama ihren Filius, namens Kamal,  an, er solle sofort dies und das sein lassen, sie habe keine Zeit für seinen Blödsinn … (der Kleine hatte nur nach den Flugzeugen geschaut, war kurz stehen geblieben) … er solle sofort mitkommen … sonst könne er ja hier bleiben … sie gehe jedenfalls jetzt weiter … (was sie demonstrativ auch tut) ... dann bleibe er halt allein … und so weiter.
Massive Drohungen für Kamal nehme ich an … sogar ich habe Angst mich in diesem Flughafen zu verlaufen.

So wird das gemacht, liebe deutsche&schweizer Mamis!
Der kleine Kamal wird dann in ca. 60 oder 70 Jahren sang und klanglos an einer stressinduzierten Coronalerkrankung oder einem hübschen Magengeschwür eingehen. 

Ohh … ich höre Eure Hasstiraden liebe Mamis!! Jedes einzelne Wort! 
Ja, schimpft mich aus, gebt`s mir richtig, brecht Euren Shitstorm vom Zaun über mir ... besser als über Kamal!

… und Recht habt Ihr!! … nicht nur ihr seit Schuld !! … eben ... der Stress und die Gesellschaft und der Job und die Männer und überhaupt.
Prima … prima!! … das verbocken wir also wohl alle gemeinsam … aber!!: ihr auch!! 

Meine Kopfschmerzen lassen nach!
… nur noch 30 Min. bis der Flieger landet!
… die Freundin, die ich hole, kommt aus Brasil.
… die ham da auch Probleme. 
… aber nicht mit pünktlich und zuverlässig sein, 
... ich glaube gar, die beiden Worte kommen im portugiesischen Wortschatz gar nicht vor
… und ich vermute, das interessiert sie (also, die Freundin) einen feuchten Scheissdreck.


... und … mir tut es gut … wenn jemand  ohne Kopfschmerzen, total verspätet aus dem Arrival No. 1 herauströdelt, fröhlich plaudernd mit einem anderen Passagier, mich herzlich anlächelt und umarmt.

Saudações para o Brasil.
Willkommen in der Schweiz.


Luzern, Freitag, 14. Juli 2017

Dienstag, 4. Juli 2017

Happening

Sometimes one needs to get lost to find their way. Just going with the flow, following intuition, slowly finding myself again through dance and travel. 
Josy Carver                                                                                                                                        https://www.youtube.com/watch?v=Jc-MRIbtyP8

Je älter ich werde, desto lieber bin ich allein ... 
... ich vermisse nichts, ausser, ab und zu mal, ein gutes Gespräch und etwas körperliche Nähe. 
Ich bin zufrieden, mache mein eigenes Ding, plane, denke, fühle für mich allein.
Wenn jemand anders in meinen Gedanken ist, dann immer nur für kurze Zeit, solange es notwenig ist.

Manchmal verliere ich mich darin
… sinke hinab auf den Boden meines Oceans.
Dort unten im Reich der fluoreszierenden Quallen, der Seeungeheuer, der Riesenkraken und unterseeischen Vulkane begegnen mir die Schatten meiner Ängste, die Chimären der Vergangenheit und das gefürchtete Monster der befürchteten Zukunft. Ein grauenhafter Popanz aus Stolz und Einsamkeit, aus Rückzug und Sehnsucht, aus Können und Unfähigkeit.

Der Sommer 2017 bringt Hitze und Regen, in unvermittelten Übergängen.
Die kurze Hose wird Notwendigkeit, ein Hemd drüber und fertig. So gefällt mir das. 
Dann kommen kühle Regentage, aber ich kann nicht zurück, bleibe bei Sommerkleidung, werde patschnass, schleppe dann, mit einem Grinsen im Mundwinkel, eine 2. Garnitur mit mir rum und einen Schirm.

Meine Stimmung beharrt weiter auf Sommerkurs.

So reagiere ich auf meine Weise, in meinem Modus, meinem eigenen Verschnitt, meinem individuellen Hybrid.
Das Aussen ist wie es ist … wie ich damit umgehe fühlt sich an wie eine Mischung aus DemDa und Ich. 
Ich nenne es "My Fluid Mode“ ... um die Widerstände herum fliessen, der Blockade ein Schnippchen schlagen, aus dem inneren Marianengraben prustend und lachend wieder auftauchen, den eigenen Willen formbar halten. 

Ohne Garantie, mit Fehlern und Unzulänglichkeiten … aber mit Lust.
Ich kann wohl sagen, ich versuche glücklich zu sein ... 
zunehmend mit positiven Konsequenzen 😊


P.S.
1. ... when things become difficult or painful, try to stay open ...
☞ Link to a Youtube-Video about this ...

2. ... und ob denn meine Posts nicht viel mehr über mich verraten, als ich möchte, fragte eine Leserin.
Was sollte ich ihr sagen?! ... ähm ... ausser vielleicht "no risk, no fun" ...
Wobei "fun" einerseits das Schreiben selber ist und andererseits, dass Leser/Innen ihrerseits mit ihre Geschichten rausrücken.
Danke!



Luzern, Dienstag, 4. Juli 2017



Dienstag, 20. Juni 2017

Resisting

Ich solle ein Buch schreiben.
Sagt mir der eine oder andere Leser,  hin und wieder.

"… über was??"  frag ich.

Das Leben besteht aus Momenten … 
die Götter mögen mich bewahren davor, es als konsistente Erzählung verstehen zu müssen.




Zehn Jahre hab ich Architektur studiert, die Regelstudienzeit war damals vier Jahre.
Ich gebe zu ich hab mich rumgetrieben, hab mir Zeit gelassen, hab mich vor dem Erwachsenwerden gedrückt, so lange es ging.
Ich habe gearbeitet um mir diesen Freiraum zu finanzieren als Rowdy, als Bühnenarbeiter, als Innenausbauer, Taxifahrer, Tischler, Werftarbeiter, Fensterbauer, Hilfskoch, Barmann, Kellner und bekam ein wenig Geld von den Eltern. Wohnte in einer Wohnung ohne Bad und Heizung und meine Liebste lebte 300Km entfernt.

Ich arbeitete wohl mehr als jeder der in einem festen Beruf steht … aber mir schien das immer noch sicherer als die Verantwortung des Erwachsenseins zu übernehmen. 
Ich hatte abgrundtiefe, furchtbare Ängste davor.
Ich lebte in einer gigantische Seifenblase, die ich um mich herum aufblies, die meine ganze Kraft kostete um ihre Lecks zu dichten und den Innendruck aufrecht zu erhalten.

… zum Glück war ich klug genug, all dies zu bemerken und mich selber damit nicht allein zu lassen.

So probierte ich Dies und Das um einen Weg zu finden.

Ich erinnere mich an eine Serie von Workshops, die ich machte zum Thema „Dehypnose“ … egal … muss niemand verstehen … jedenfalls: 
... jeden Morgen machten wir die „Dynamische“ was eine Meditation ist, die aus vier Teilen besteht.(1)
  1. Schreien und Schlagen
  2. Springen
  3. Tanzen
  4. Liegen
Eine Woche lang, jeden Morgen, VOR dem Frühstück.
Schreien und Schlagen … viel mir schwer … um die Zeit … fällt es wohl 95% aller Menschen schwer, man hat so seine Widerstände vor dem 1. Kafi.
Springen … war mühsam, wir hüpften 20 Min. auf der Stelle und die Beine taten weh und es war albern, gegen Albernheiten vor dem 1. Kafi … hab ich auch so meine Vorbehalte.
Tanzen … war O.K. 
Liegen … war prima!

Nach ein paar Tagen mit viel Körperarbeit und Gruppenerlebnissen wuchs ich in etwas hinein … man kann es vielleicht als eine Haltung von entspannter Gleichgültigkeit beschreiben.
Kein böses „Ich-Scheiss-Drauf“ kein Kadavergehorsam, keine „Is-Ja-Bald-Vorbei“ Haltung.
"Nöp!"  … es war einfach zu mühsam diese dämlichen  Widerstände mit mir rum zu schleppen … zusätzlich zu dem Geschrei, dem Hüpfen und den Begegnungen mit mir selber und den Anderen. 

Also ging ich dann am Samstag der Woche etwas belustigt ob der wiederkehrenden Torture und etwas gedankenlos wegen der Unausweichlichkeit des Ganzen, zur „Dynamischen“, stellt mich mitten in den Raum brüllte drauf los, prügelte auf ein Kissen ein, kriegte einen Lachkrampf.

Lachen war offenbar O.K. … die Gruppenleiter liessen mich lachen, mussten selber auch lachen.
Als das Hüpfen kam, war ich mit Lachen fertig, sprang hoch und runter, hatte aus dem grad ausgelebten Lachen heraus irgendwie Spass an dem Rumgetobe. Nach ein paar Minuten, in denen meine Laune mir erhalten blieb, merkte ich, dass das Hüpfen nicht so mühsam war wie sonst. Ich liess mich auf diese Mühelosigkeit ein. 
Dann passierte es … ich tat NICHTS mehr, ich spannte keinen Muskel, ich nahm keine Schwung, ich überliess mein Körper einfach der Bewegung … ich wusste was passierte … hütete mich jedoch zu denken … gab mich endlos hin … 20 Minuten lang ohne jede Anstrengung ohne Schwitzen ohne Widerstände … ohne Gedanken … ich sprang … ES sprang mich.

Genau so ist das beim Schreiben … ich will nichts … ich denke kaum … ich hüte mich zu denken … ich lass es fliessen.
Ich schreibe nicht, primär damit es jemand liest, ich schreibe nicht um ein Buch zu schreiben, ich schreibe nicht, um etwas im Aussen zu bewirken, ich will damit weder Geld verdienen (das bitte bloss nicht!!) noch um Anerkennung zu bekommen (das schon eher … JA … das lässt tief blicken? ... findet jemand? > Klugscheisser!)
Eigentlich schreibe ICH gar nicht!   ... denn: …. ES schreibt mich.


Stanislaw Lem  … in einem Interview danach gefragt, sagte, Schreiben sei, wie die Toilette abspülen.
Man zieht einmal, dann passiert der Rest von ganz allein … 

JEP!!! „thats the way it works“









So will ich den Kreis dieser Geschichte schliessen.
Die zehn Jahre Studium und die anschliessenden zehn Jahre im knallharten Job als Architekt haben mich gelehrt, was eine Form ist und vor allem was KEINE Form ist. Ich lernte zu zeichnen, auszudrücken was notwenig ist, was ich will und was nicht. 

Mein ArchitekturProf hörte sich, als ihm einmal ein Entwurf vorgestellt wurde, in aller Ruhe die Erklärung des Entwerfers an. Er fragte nach, über Dies und Das, kritisierte. Die Antwort des Studenten auf eine besonders saftige Kritik war, das sei so gewollte von ihm und darum gerechtfertigt.
Der Prof gab ihm zurück: „Dann weisst Du noch nicht was Du willst"

So geht es einerseits um das Loslassen, das Fliessenlassen. 
Aber es braucht auch Klarheit und einen präzisen, reflektierten, zielgerichteten Willen.

So lasse ich es laufen, das Schreiben, übergebe dem ES das Ruder, manchmal bin ich auch besoffen wenn ich schreibe.
Nachher oder am nächsten Morgen sitze ich dann und ordne nochmals meine Gedanken und frage mich … was will ich eigentlich sagen, um was geht es mir? 
Bastle die Gedankenfetzen der Nacht zuvor zusammen zu einer Geschichte, die einen Kreis um etwas zieht.

Die Mitte des Kreises werde ich wohl nie finden, aber das kann auch nicht meine Absicht sein(2) … ich nähere mich ihr an, bis auf eine Distanz die einerseits eine gewisse Bildschärfe erlaubt und doch den Blick frei lässt auf eine andere Interpretation … Morgen vielleicht.

Besser gehts nicht … denn letztlich bin ich Dilettant.
Aber immerhin … ein Dilettant ohne Widerstände!

Fußnoten 
(1) 
... so weit meine Erinnerung mich nicht trügt.
(2) 
Der Sinn ist ewig ohne Machen,
und nichts bleibt ungemacht.
Wenn Fürsten und Könige ihn zu wahren verstehen,
so werden alle Dinge sich von selber gestalten.
Gestalten sie sich und es erheben sich die Begierden,
so würde ich sie bannen durch namenlose Einfalt.
Namenlose Einfalt bewirkt Wunschlosigkeit.
Wunschlosigkeit macht still, 
und die Welt wird von selber recht.
Aus dem Tao Te King von Lao Tse




Ravensburg, 19. Juni 2017