Samstag, 30. Juni 2018

Fishing

















































Es sieht auf den ersten Blick chaotisch aus am Morgen.
Am Strand vor dem Campingplatz.

Boote werden mit einem Baufahrzeug mit Kupplung an der Gabel mit einem Slipwagen ins Wasser gelassen.

Die Organisation scheint verworren … alle warten … alle gucken … dann gehen 5-6 Männer in Ölzeug auf das eine Boot dann ein paar auf das andere.

Die Männer haben Angeltouren gebucht. 

Sie sind halbe oder ganze  Tage draussen, angeln im Ocean oder in einer der tausend Buchten.

Mittags das ganze rückwärts … 
... Abends trudeln auch noch ein paar ein.

Irgendwie sieht das aus als funktioniere das ohne Organisation …
… aber die Strukturen sind nicht wirklich versteckt.
Man muss nur zum richtigen Zeitpunkt im Aufenthaltsraum sein.
Der Besitzer des Campingplatzes sammelt seine Bootsführer kurz um sich.

Er gibt die Richtlinien durch. 
Ab 1000 Galonen Brennstoff bekommen sie einen Rabatt pro Tag … die lange Tour solle nicht mehr als 300 Gallonen brauchen, die kurze nicht mehr als 200. So bekommen sie mit 4 Booten zwei lange und zwei kurze Touren hin pro Tag. Dazu präsentiert er ihnen einen Messstab, der in den Tank gesteckt wird, um den Benzinstand zu messen. Offenbar haben die Boote keine oder eine unzuverlässige Anzeige über den Treibstoffstand. Die Anweisung ist, wenn das Limit überschritten ist, nicht weiter raus zu fahren, sondern vor Ort zu bleiben … ob da Fische sind oder nicht. Das Briefing geht keine 2 Minuten .. alle nicken „O.K.“ „O.K.“ „O.K.“ … dann gehen sie auseinander.

… und das sind nur die Unternehmungen von diesem Campingplatz!
Abends so um 17:00 … 18:00 kommen 20 - 30 Boote zurück. 
In Seward hocken noch einige Agenturen, die Walewatching, Hochseeangeln oder was auch immer anbieten.

Angeln in Alaska ist wohl kein Abenteuer mehr … sondern ein Rechenexempel.

Alles was Du tust … ist vorausberechnet … getimed, validiert, ein Mittelwert festgelegt damit der Unternehmer seinen Rabatt kriegt.

Die Angler ziehen die Fische aus dem Wasser, die Unternehmer die Touristen an Land.
Die Fische ziehen dabei übrigens den Kürzeren.

Jeder gutgewachste Kapitalist, guckt mich nun mit grossen Augen an und gibt mir zu verstehen, dass dies eben die Welt sei in der wir alle leben … ich eben auch … die ich benutze wie alle anderen … auf Teufel komm raus … 
… und ich fürchte er wird kommen.

Kann ja alles sein … is ja alles richtig … das heisst aber nicht, dass es mir gefällt.

… und „nein!“ eine lebbare Alternative hab ich nicht! 

… zur Zeit!

Die richtigen Fischer, also nich die, die Touristen angeln, sondern Fisch fangen, meine ich übrigens nicht.
Die fahren bis der Tank leer ist, haben mal Glück und verdienen ihr Benzingeld und ein paar Dollar dazu oder sie haben Pech und zahlen drauf ... 

Touristen sind eben eine leichtere Beute als Fische.

Alaska ist Geschäft ...
... was sagte noch die chinesische Coiffeuse in Seattle,
als ich ihr ein Kompliment über ihre schönen Augen machte ??
"Yeeeha !! ... good for business!"

Freitag, 29. Juni 2018

Doging II

Ich mag Hunde!
Ist natürlich genau wie bei Menschen, manche mehr, manche weniger, manche eher nicht.
Hunde haben so Benimmregeln. Sie finden es zum Beispiel unangenehm bis bedrohlich wenn man ihnen länger direkt in die Augen guckt. Also mach ich das nicht. Ich guck sie kurz an und dann guck ich wieder woanders hin … das finden sie cool.
Heute am Morgen sass ich im Office/Aufenthaltsraum vom Campingplatz. Ein Hund mit Bärenglocke und Geschirr dreht seine Runde um mal zu gucken, wer so da ist … Hunde sind nicht eigentlich neugierig … ich glaub, sie sind einfach gern informiert.
Ein paar Gäste steckten die Hand nach ihm aus oder laberten ihn an … aber dieser Hund kannte die Etikette, das konnte ich sehen … kein verwöhntes Köterchen … er wich aus.
Als er bei mir vorbei kam … guckte er kurz hoch, ich kurz runter … er drehte ohne weitere Zeichen seine Informationsrunde weiter … bei einer Frau, von der ich wusste, dass sie unangenehm nach Parfum roch, nieste er laut … „guter Hund“! … dann kam er wieder bei mir vorbei. Setzte sich neben meinem Tisch auf den Boden, drehte mir den Rücken zu und beobachte genau den Raum.

Sicher eins der grössten Komplimente das ich je bekam!

Er suchte sich jemand, dem er vertraute um seinen Rücken frei zu halten und behielt den Rest von den Humanoiden vorsichtshalber mal im Auge „kluger Hund!“
Mach ich genau so! Diesen Zweibeinern kann man irgendwie einfach nicht trauen!

Menschen lächeln, dazu ziehen sie ihre Lippen in die Breite, so dass sie sich hochziehen und man die Zähne sieht. Das soll nett aussehen, ist aber nicht immer nett … kann auch das Gegenteil bedeuten.
Wenn ein Hund die Lippen hochhebt … ist die Suppe meist schon am überkochen.
Dann kannst Du nur noch eins tun, guck um etwa 90° in die andere Richtung, aber so, dass Dein Blick dabei nicht über den Hund schweift. Tu so als sei dort etwas, das dich interessiert und mach Dich langsam aber zielsicher auf den Weg dorthin. Selbst der blödeste Köter versteht dann, dass Du keine Bedrohung bist, weil Du Dich eben für was anderes interessierst … er kläfft und knurrt noch ne Weile … aber auch Hunde brauchen `n Moment um runter zu kommen.

Anders ist das wenn Hunde wirklich verrückt sind! Wenn sie drauf trainiert sind anzugreifen oder geschlagen wurden oder sonst `n Knacks haben. 
Aber das ist bei Menschen ja genau so … da sind beide Rassen genau gleich.
Wenn Dir so einer begegnet … wie mir in Whittier … dann mach das, was ich tat und was ein normaler Hund auch tun würde, geh auf die andere Strassenseite, glotz ihn nicht an geh ruhig davon, lass ihn aber wissen, dass Du ihn wahrnimmst, indem Du Deinen Blick ab und zu, sehr kurz, zu ihm wendest. 
Oder tu das was ein Mensch tun würde, wenn er weiss, dass ihm grad Jack The Ripper oder Ted Bundy entgegen kommt. Aber ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung was man dann tun sollte!

Der Hund aus dem Aufenthaltsraum wurde dann von seinem Herrchen, dass draussen vor der Tür war, rausgerufen. Er drehte sich ganz kurz um zu mir. Das heisst sowas wie „danke“ oder „ciao“ oder was Hunde so sagen … weiss ich doch nicht.

Kurz vor Schluss natürlich die Frage, wieso erzählt er uns das eigentlich??!

Sea Bean Café
Ich sitze im „Sea Bean Café“ in Seward. 
An mein Bein hat sich bis vorhin ein Hund gelehnt … den ich nicht kannte. 
Ab und zu guckte er zu mir hoch, ab und zu guckte ich zu ihm runter. 
Irgendwas stimmte nicht … er wirkte unsicher … er hatte erst im Café rumgeschnüffelt, bis er bei mir vorbei kam … vermutlich roch er den Hund vom Morgen ... das kam ihm wohl „safe“ vor … also blieb er ein paar Minuten da.
Warum er sich an mein Bein lehnte, weiss ich auch nicht ... manche Hunde sind so.

Dann kam ein Mann vom WC, der Hund stand auf, sage kurz „ciao“ zu mir und ging mit ihm raus.

Zwei solche Komplimente an einem Tag ...
… und da soll ich keine Geschichte draus machen?? 

"Also jez Mal ehrlich …. ??!"


geschrieben und gepostet am 29. Juni 2018 11:20h im "Sea Bean Café" Seward AK

Donnerstag, 28. Juni 2018

Lodging



Schaffe es nie, mich im Supermarkt an der Kasse anzustellen, die am schnellsten voran kommt.
Dafür hab ich echt gar keine Nase. So ziemlich alle anderen, die sich etwa gleichzeitig mit mir, aber an anderen Kassen angestellt haben, sind eher raus aus dem Laden als ich.
Irgendwas ist immer, entweder zählt eine Oma ihre Geldstücke oder eine Kreditkarte funktioniert nicht oder die Kundin ist eine gute Bekannte der Kassiererin und plaudert erstmal ne Runde mit ihr über so wichtige Sachen wie Sonderangebote, Babywindeln oder darüber welcher Coiffeur grad angesagt ist.

Aber ... 
... ich hab eine Nase für Übernachtungsgelegenheiten ... also Hotels, B&Bs, Cabins und Campingplätze.

Heute bin ich dann endlich nach Seward gefahren. Der Weg dahin ist schön, geht über zwei Pässe hinunter ans Meer.
Seward selber, eine Kleinstadt wie viele andere ... ABER superschön in einer Meeresbucht gelegen.
Rundrum von hohen, schneebedeckten Bergen gesäumt.
Nun macht "sehr schön" auch immer gleich "sehr viele Touris" und "sehr viele Touris" mach immer gleich "sehr hohe Preise" 
... das 1. Hotel wollte $ 110,- ... aber das Bett sei nicht gut, sagte sie mir .... um es deutlich zu sagen, das Ding hing durch wie der Bauch einer Mastsau.
Das 2. Hotel wollte $ 170,- plus Tax .... hab einfach "nein" gesagt und bin gegangen. (*)
Das 3., gleich nebenan, wollte $ 190,- plus Tax ... ich verwies sie auf die $ 20,- Unterschied zum Nachbarn .... "but we have a hot whirlpool" ../.. "in the room??" ../.. "oh no .... in the garden" ...
draussen sind etwa 10°C ... die Aussicht mir im Garten eine Lungenentzündung zu holen ... schien mir suboptimal. 
"No thanks"

Aber eben ... ich hatte es in der Nase... am Horizont, ausserhalb der Stadt, sah ich in etwa 2-3 Km Entfernung Gebäude, direkt am Wasser.
Der Weg war eine Piste, aber eine gute und die Häuser gehörten zu einem Campingplatz.
Das Mädel an der Rezeption, mit Baby im "Baby Björn" vor der Brust verkaufte mir für $ 61,-/Nacht ein Dry Cabin und ich nahm gleich zwei Nächte.
35 m bis zum Strand, eine Aussicht die einfach nur wunderbar ist, die Cabins im Wald ... wirklich nicht so übel.
Das Cabin selber spartanisch und klein ... aber das bin ich ja auch.
Ein grosses Bett, sogar mit grosser Spinne auf dem Kopfkissen.
Ich fragte sie ob sie mir ihre Quittung zeigen könne, für das Cabin ... konnte sie nicht ... also:  "RAUS!!"

Hier ist nun echt das Ende der Welt!
Vom Campingplatz gibts nich mal `n Fusspfad der weiter geht ... aber ein Schild weist in die Berge ... mit dem Hinweis, man solle da lang gehen, falls es einen Tsunami gäbe ... 
"Ja, danke ... sehr schön ... !"

Ich hab nullkommanullnull Ahnung, wie ich die letzte Woche Alaska verbringen soll. Die Preise hier sind Budgetbusters ... aber da muss man halt "Nase" haben ... und ... wie immer so ... improvisieren.

Hier kommen ein paar Bilderchen:

Der Weg von Seward zum Campingplatz
Aussicht vom Campingplatz
Aussicht vom Campingplatz ... im Hintergrund Seward
Das Campingplatz Café ... vorne dran.
Mein Cabin ... also 1/4 davon ... es ist eine Art ReihenCabin ... innen ist es nicht so viel grösser als das Auto. Aber es hat einen Sessel und ein Bett!

... sieht doch gemütlich aus ... oder ?!
... war`n anstrengender Tag!

(*) 
in der Reception von dem 2. Hotel, waren vor mir drei Jungs mit Angelausrüstung und Ölzeug. 
Sie wollten sich ein Zimmer teilen ... offenbar auch knapp bei Kasse.
Als schon alles geregelt war, sagte die Recetionista: "No fish cleaning and no campfire in the rooms!"
Die Jungs guckten sie gross an, dann tuschelten sie untereinander, schoben einen von sich vor, der mitteilte, 
unter diesen Umständen, würden sie das Zimmer doch lieber nicht nehmen ...
... das ist Alaska!





geschrieben und gepostet am 27. Juni 2018 um 19:07h im Hauptgebäude / Café des Campingplatzes "Millers Landing" Seward AK





Dienstag, 26. Juni 2018

Traveling II

Gletscher gegenüber meinem Hotel

Bild von ... s. Link am Ende des Artikels ...

Heute am Morgen traf ich den indigenen Putzmann im „Sockeye Inn“ wieder … der gewissenhafte Leser erinnert sich vielleicht ?! 
Link zum Post

Ich erzählte ihm … dass ich in McCarthy, von Weitem einen Bären sah und drei Männer vor ihm flüchten.
Er sage „Ooooh!!!“ und machte grosse Kulleraugen „Never run away from a bear!“

„Stay, look straight in his eyes, do not look right, do not look left … always in his eyes … talk loud to him … <hey bear … go away bear … go in the woods bear … > with a solid voice … than go slowly and careful backwards … so my grandfather teached me“
Dabei führte er mir all dies schauspielerisch vor … auf dem Teppichboden im 2. Stock im „Sockeye Inn“ … sein Blick blieb während Dem knallhart auf einen Punkt gerichtet um mir zu zeigen … man müsse dem Bären immer grade in die Augen schauen. 
Klasse Typ das!!!
Ich erzählte ihm, dass ich mein erstes Studium u.a. mit Putzen verdient hatte. 
Er lachte und hielt mir seinen Lappen hin … „No man … thanks … I `m in holidays ….!
So fängt ein Tag gut an!
Diese Geschichte ist genau so passiert …. nicht nur so ähnlich … genau so … grosses Indianerehrenwort



Andererseits … die Wahrheit ist meistens nicht ganz so lustig wie meine Geschichtchen.

Tatsache ist, Alaska ist gross … sehr gross!
Aber nur ein kleiner Teil davon ist mit Strassen erschlossen.

Ich bin bis Fairbanks raufgefahren auf der westl. Route und dann auf der östlichen wieder nach Süden. Hab mich hier und da rumgedrückt … viel gesehen und das Meiste hat mir gefallen.
Alaska ist wunderschön! 
Kein „Aber“ … !!!

Tausende und abertausende von Bergen, 
Gletscher wo man sie nie vermuten würde, zum Teil bis wenige Kilometer vor die Städte
ungezählte malerische Seen, 
ebensolche und ebensoviele Inseln
ungezähmte Flüsse … so flach und so breit, aufgefächert in 100te von Armen
… ich denke das ist etwas, was mich am tiefsten bewegt … wer hat in Europa schon mal einen völlig wilden Fluss gesehen? … unglaublich schön! … ich mag Flüsse! ….
angespülte Kiesbänke von 10-20 m Höhe
unendliche dunkel Wälder
Regen wechselt mit praller Sonne
liebenswerte und witzige Menschen
Abenteurer jeder Couleur 
der kalte Nordpacific überall ringsum
gewaltiger Tidenhub
Meeresbuchten, gesäumt von schlanken Nadelbäumen
Nebelschleier an den Berghängen
einsame Häuser, einsame Dörfer, 
Strassen fast ohne Autos … bis zum Horizont und weiter
und über all dem ein Himmel der jede Minute anders ausschaut

… Vieles ist hier provisorisch … die Menschen leben hier im Vorläufigen … im Übergang ...
etwas … das wir in Europa ein wenig mehr in unsere Kultur einbauen sollten … das gibt mehr Ruhe und gleichzeitig Dampf unterm Hintern … man kann sich nicht gemütlich zurücklehnen … man muss dran bleiben und … planen, machen, umplanen … improvisieren eben.

Nun soll das hier kein Loblied werden ….
Ich möchte hier nicht leben … obwohl ich denke ich könnte es wohl.
So komme ich durch das Fremde zum Eigenen … ich spüre durch meine Reisen viel deutlicher den Europäer in mir … und ich bemerke … zu meinem Erstaunen, dass ich gern Europäer bin.

So habe ich so langsam 
… genug von Bergen und Gletschern (von wilden Flüssen noch nicht !!!)
… genug von schmuddeligen und überteuerten Hotels
… genug von der Ausrede, so sei Alaska eben
… genug von den hohen Preisen (gerechtfertigt oder nicht)
… genug davon, jedesmal wenn ich vom „Dry Cabin“ * nachts zum Pinkeln 250 Meter durch den
    Wald gehen soll vorher das Bärenspray suchen muss … Ganz deutlich? … ja ich hab Angst
    vor Bären!

Aber es sind noch 10 Tage bis mein Flieger nach Honolulu geht.
Also tue ich was alle Leute in Alaska tun:
ich improvisiere!!

Heute bin ich von Anchorage nach Whittier.
Die aufmerksame Leserin weiss natürlich sofort …. „da war er schon mal!“
"Ganz richtig ! Wunderbar … danke … setzen!"

Vor ca. 12 Tagen hatte die Alaska Fähre hier einen Zwischenstopp.

Man kann hier aber auch mit dem Auto hin … was in Alaska nicht immer möglich ist.
Allerdings muss man dafür durch einen langen und sehr schmalen Tunnel fahren …
… und … wie einige von Euch wohl wissen … ich hab da so meine Probleme mit „unterirdisch“

„Scheisse!“ …. aber ich habs geschafft .. bin wiedermal in einem schmuddligen aber dafür teueren Hotel, am Rangierbahnhof von Whittier, gelandet … zum Glück mag ich Rangierbahnhöfe … bei dem Motorgeräusch der Lokomotiven und dem Gequitsche der Waggonräder schlaf ich wie ein Kater hinterm Ofen … 
… und hier ist mal das Wifi schnell … so schnell, wie dieser Kater, wenn er sich den Schwanz am Ofen ansengt.

Falls jemand in der Nähe das liest und Lust auf `n Kafi mit mir hat, ich bin Morgen ab 9:00h im „Wild Catch Cafe“ am Hafen zu finden.

Hier kommen die Bilder, diesmal nicht alle von mir !!
Der Kassierer vorm Tunnel ($ 13,-) schärfte mir ein: „Headlights on and do not stop … with the exception of a case of emergency!!“
Ich war recht sicher, das Photographieren nicht ein „case of emergency“  ist und hielt also nicht deswegen an. 
Genau so sicher war ich aber auch, dass einige Honks** das trotzdem getan hatten und die Fotos im Internet gepostet haben … genau so ist das !! …

der Tunnel nach Whittier
... dieser Honk hat sogar während der Fahr geknipst
ich war einfach froh als ich nach ca. 15 Min. durch war
Hab `n bisschen mit Platzangst zu tun ... oder so ...
durch diesen Tunnel fahren sowohl die Autos als auch ...
... die Bahn ... ich hoffte inständig, jemand sitzt am Schaltboard ... der nicht diesen kanadischen  Whiskey säuft ...
... erstmal ins "Wild Catch Café" ... einen guten Kafffee "Americano "und Free Wifi ... so muss das !!
Mein Surrounding:
Rangierbahnhof mit Gletscher i. Hintergrund ...


Berg mit niedriger Wolkendecke und ... ähm ... Autos und Waggons ...

noch mehr Autos und Schiffe ...

... Überblick ...
mein Hotel is das, rechts der Bildmitte, mit dem roten Dach ...
... im Hintergrund 
schneebedeckte Berge
ein Gletscher
tolle Wolken
und ein Arm des pazifischen Ozeans 
Alaska ... eben!

... in einem italienischen Restaurant in Anchorage hörte ich folgendes Gespräch:
Ein Weisser motzt den indianischen Kellner an ... keine Ahnung wegen was.
Der Abkömmling der First Nations darauf hin; "My life is Your life, brother"
... besser kann man das nicht sagen!

Guten Morgen / Good night and good luck




* Dry Cabin = die Bezeichnung für eine Hütte o.ä. ohne Wasseranschluss und damit ohne Klo.
**Honk Hauptschüler Ohne Nenneswerte Kenntnisse ... 
eigentliche eine Abkürzung bei der deutschen Bundeswehr ... inzwischen aber ein Schimpfwort für ... ähm ... wie heisst das noch grad ... so beschissen .. ? .. "Bildungsferne"


Wer seinen Eindruck von Whittier vertiefen möchte guckt sich die Fotos auf der folgenden WebSide an:

geschrieben und gepostet in Whittier im "Anchor Inn" am 25. Juni 2018 um 20:33h

Montag, 25. Juni 2018

Needing



Nun habe ich 2 Tage im „Golden Spruce Cabin“ verbracht, unter der mütterliche Fürsorge von Patty. Wir haben uns über Aliens unterhalten, über Kaffee, Touristen., die Berge und wie man einen guten Hamburger macht … und 
it could not be otherwise … über den Sinn des Lebens.

Sie ist wohl etwas älter als ich … aber vielleicht mache ich mir da auch nur was vor … und glaubt ganz sicher, dass es Aliens gibt … gesehen hat sie aber noch keins, was ja aber Leute nicht davon abhält, an was zu glauben.
Das Problem dabei is, dass wenn man sagt man habe ein Alien gesehen … oder Gott oder Buddha oder sonstige Säulenheilige … das Umfeld doch eher verhalten reagiert … oder genau gleich mit einem verfährt als wenn sagt, man sei Beethoven … man findet sich relativ schnell - gut sediert - in einer hübsch gelegenen aber geschlossenen Einrichtung wieder.

So kann jede/r verstehen, dass es mir nicht leicht fällt, das Folgende auf zu schreiben.

Wie die regelmässige Leserin vielleicht erinnert, bin ich vor ein paar Tagen in Glennallen Richtung McCarthy gestartet … wer zu seinem eigenen tiefen Bedauern diesen Artikel verpasste, hier ist der  <LINK>
However … was so unterwegs nach McCarthy passierte könnt Ihr dort nachlesen.

Nun aber, muss ich die Uhr um ca. 1 Stunde zurückdrehen … eben ... vor diesem Start von Glannellen nach McCarthy.

Ich kam in die missliche Lage, dass ich am Abend zuvor mehr Zuwendung brauchte als vorauszusehen war. Ich trank also meinen billigen canadischen Whiskey aus und war am Morgen etwas verzweifelt, weil ich für den Abend nix mehr haben würde.
Die Concierge im Hotel empfahl mir auf Nachfrage, einen Liquor Store außerhalb der Stadtgrenzen … wo man keine Steuern auf den Sprit zahlen muss.

So fuhr ich am Morgen dort hin … 3-4 Meilen ausserhalb von Glennallen.
Erst rauschte ich dran vorbei … sah nur im Versailles-Style gestutzte Bäumchen und eine Neonreklame „OPEN“.
Zurückgefahren, stand ich vor einem Häuschen … einer Bruchbude … einem Haus … was auch immer. 
Mein europäisches Ich weigerte sich standhaft da rein zu gehen. Mein Kontinentdurchquerer-Ich scherte sich eine Furz darum und ging rein.



Als könne es nicht anders sein - eine Glocke an der Türe schepperte, es kläffte im Hintergrund ein Köter … solche Kaschemmen haben immer eine Glocke und einen Köter. Dieser kam auch sofort nach vorn … guckte mich aus uralten Augen an und war ganz offensichtlich froh, dass ich ihm keinen Ärger machte.
In den roh gezimmerten Regalen standen Alkoholika für jeden Geschmack … Baileys für die Mädels, Wein fürs gehobene Publikum und … „seufz“ … Whiskey für mich.
In dem ganzen Laden stand die Luft wie in einem Schuhkarton, es roch nach Alt und Gammel und Geschmacksverstärker. Durch die schmierigen Fenster kam nur ein trübes Licht von draussen und etwas wie ein schwerer dunkelgrauer Schirm hing über allem.
Im dem Hintergrund des Hinterzimmers erhob sich eine Gestalt, kam mühsam nach vorn zum Tresen gehumpelt.
Eine uralte Frau … ich schätze so um die 90 … bleiche Haut, gewaltige ebenfalls bleiche Tränensäcke, dürr … oceanblaue Augen, unterernährt … fragte mich „How was Your day?“
Es war 9:00h am Morgen, deswegen die Frage nicht zu beantworten … das sagte ich ihr auch.
„Oh … sorry … I awake at 4:30h … so my day was long … up to jet“ erklärte sie.
Irgendwie kam mir die Alte bekannt vor …

„I`m runnig out of Whiskey, Ma`am!“ versuchte ich das Thema zu wechseln.
Sie warf die Arme in die Luft, drehte sich wie ein junges Ding im Kreis und schrie „Oh no … oh no!“ … „How can I help You, honey?“
Ich zeigte auf den billigen canadischen Whiskey, an den ich mich unter Opfern gewöhnt habe.
Sie leckte sich die dürre Lippen, legte den Kopf auf eine eigentümliche Art und Weise zur Seite, nahm eine mittelgrosse Flasche aus dem Regal und sagte mit einem verschwörerischen Flüstern: „Good Whiskey … really good Whiskey! … for You only $ 17,-“
… und stellt ihn auf den Tresen. 

Während ich mein Geld rauskramte fragte sie woher ich käme „Germany??!“ als ich „Switzerland …“ sagte hob sie wieder die Arme, tanzte im Kreis und und schrie „oh Switzerland … I was there wenn I was a young Girl … with my husband … he was so beautiful and Switzerland was beautiful!“ 
Sie rannte mit erstaunlicher Geschwindigkeit ins Hinterzimmer und kam nach ein paar Sekunden und einigem Gerumpel mit einem Bilderrahmen nach vorn, hielt mir das schwarz-weiss Bild im Rahmen vor die Nase …  
… ich war baff! 
Da war doch tatsächlich der Pilatus wie man ihn von Luzern aus sieht im Hintergrund … im Vordergrund ein junges Paar … beide angezogen im Stil der 50er Jahre … nach dem 2. Weltkrieg also. Er mit Knickerbockern und Wanderschuhen … um die 20 Jahre alt, sie im Kleidchen mit Stöckelschuhen … verdammt hübsch!
„Thats me … thats is George … my husband … he died in 1992 … oh I loved him so deeply“

Ihr kullerte eine Träne runter … und ich musste mich auch zusammen reissen … Scheisse … wie das Leben vergeht!!
„Good guy !!“ sagte sie … und ich dachte sie meinte George … 
… aber nein … sie schaute mich an … nahm meine Hand und sagte: 
„You know, what the soldiers in 2. world war said to each other? … ... Dont let the bastards grind You down“
Sie hielt einen Moment meine Hand … und wieder hatte ich den Eindruck ich kenne diese Frau … jedenfalls diese unglaublich blauen Augen … ! 

„I`m Anna“ sagte sie.
Ich war ein wenig durcheinander … entzog ihr meine Hand, stammelte meinen Namen … legte ihr $ 20,- auf den Tresen.
Sie lächelte kurz, wechselte und wünschte mir einen schönen Tag.
Ich ging, die Glocke an der Türe schepperte, der Hund kläffte … ich war froh wieder draussen zu sein, den dunkelgrauen Schirm über mir gegen dem blauen Himmel zu tauschen.

Ein wenig benommen fuhr ich die ersten Meilen Richtung McCarthy … dann taute ich wieder auf … den Rest lest im letzen Artikel …

Wer nun glaubt, die Geschichte sei zu Ende … weit gefehlt … sehr weit gefehlt …

Gestern, an meinem letzten Abend im den „Golden Spruce Cabins“ … trank ich wohl auch ein wenig über das gewohnte Mass hinaus … however … der Whiskey leer.

Ich musste wieder durch Glennallen zurück fahren … was lag also näher als der alten Anna nochmals einen Besuch zu machen. Ganz wohl war mir nicht dabei … aber Whiskey is Whiskey … solange man nicht den Scheiss aus Schottland trinkt.

Fast wär ich wieder dran vorbei gefahren.
Aber knapp getroffen ist auch getroffen … rauschte ich mit ziemlichem Tempo in die Einfahrt.

Alles wie gehabt: 
Die Türglocke … der muffige Geruch … das trübe Licht …der alte Köter … der diesmal … da er mich offenbar als alten Bekannten ausmachte … zu allem Überfluss auch noch meine Hand ableckte … "whäää grusig" … wer weiss was der zuletzt abgeleckt hat.

Im Hintergrund im Hinterzimmer regte sich was … jemand kam nach vorn … ich erwarte die Alte … sagte fröhlich „Good Morning Ma … „ dann konnte ich nicht weiter reden. 
Hinter dem Tresen stand ein Mädel … so um die 18 Jahre alt … so zauberhaft schön … und offensichtlich unglaublich mies gelaunt.

„What ??“ … blaffte sie mich an.
Ich glotzte wohl nur … diese Augen … oceanblau … verschmiertes MakeUp … total verklebte Haare … 
„Stop starring!!“ schnauzte sie mich an „What do You want?!“

Ich musste meinen Mut richtig hervorkramen … 
„Where is Anna?“ fragte ich sie.

Sie guckte mich erstaunt an, legte den Kopf schief … schien nun die Überraschte zu sein ... drehte sich unvermittelt rum, nahm die genau richtige Flasche Whiskey aus dem Regal, knallte sie mit Wucht auf den Tresen und sagte „$ 17,- !!“

„I have not told you yet, what I want to buy!“ 
… ihre Überraschung gab mir etwas Aufwind und brachte mir die Fassung zurück.
Sie hielt die Flasche noch immer fest … „Yeah?!! … right … uhmm !“
„Where is Anna?“ traute ich mich ein zweites Mal zu fragen.


Sie legte den Kopf auf diese ganz eigentümliche Art und Weise zur Seite, schaute mich aus diesen unglaublich blauen Augen an und sagte … „I`m Anna!“  … ganz sachlich und ganz ruhig.

„I mean Your granny … or Your great-granny ?!“

„Oh“ sagte Anna „… both passed … long ago … my granny 30 years ago“
Sie wirkte auf ein Mal weniger abweisend … eher versonnen.

Ich nutzte meine Chance und sagte ihr: „You have wonderful ocean-blue eyes“
„Thanks man … yeah like my granny“

Plötzlich wusste ich woher ich diese Augen kannte … die von der Jungen und die von der Alten …
es waren die Augen der Mermaid, die ich von Bord der „Kennicott“ gesehen hatte … und es war das Gesicht des jungen Mädchens, dass in das Café in Kodiak getaumelt war … das von dem einen Polizisten am Arm zum Auto geführt wurde um sie nach Hause zu bringen und dies war das Mädchen vom schwarz-weiss Foto, dass die alte Anna mir gezeigt hatte.

„Anna … whats going on here?“

Sie liess die Flache los, hob beide Arme, tanzte im Kreis und sang: „The life … the life … the life …!!!“

Offenbar etwas schwindelig stoppte sie … hielt sich am Tresen fest … fixierte mich, lächelte mich süss an und sagte „enjoy it man … there is only this … one and only!“

Dann kehrte der harte Blick in ihre Augen zurück …
„hey man … are you dreaming … stop starring … $ 17,- !!“

Es roch muffig … es war düster … der Hund schleckte noch immer meine Hand.

Anna stand vor mir … mies gelaunt, mit verschmiertem MakeUp … hinterm Tresen … darauf eine Flasche von dem billigen kanadischen Fusel …

Ich legte das Geld auf den Tisch … Anna warf ein paar Münzen auf die Holzplatte … ich wischte sie in meine Hand … nahm die Flasche … wendete mich zum Gehen … die Türglocke schepperte … der Hund kläffte …
„Hey man … !!" rief sie mir nach „Dont let the bastards grind You down“

Ich knallte die Tür von aussen zu und war froh den blauen Himmel wieder über mir zu haben.
Drinnen hörte ich Anna lachen … laut und herzhaft … aber wie eine alte Frau lacht … heiser.

So fuhr ich nach Anchorage, ging wieder ins „Sockeye Inn“ … hier ist alles wie immer … fast nur Arbeiter, geteilte Sanitärbereiche … alles erstaunlich sauber … sehr wenig zauberhaft hier … sehr real … was solls …

Ich nehm mal einen Whisky und tunke ein paar von den MiniDonuts, auf die ich seit ein paar Tagen irgendwie stehe, ein.



Draussen auf der Strasse kreischt ein Mädchen … 
... ich zucke zusammen …
... vielleicht sollte ich aufhören diesen Fusel zu saufen ?!
Aber nicht heute!

geschrieben und gepostet am 24. Juni 2018 18:00h im "Sockeye Inn" in Anchorage AK