Montag, 7. Mai 2018

Walking


Heute bin ich gelaufen, vom Hotel in der Jane Street, den Hudson entlang bis an die Südspitze von Manhattan, dann wieder nach Norden, den Broadway entlang bis Höhe Washington Square Park und dann wieder quer durch Manhattan bis ins Hotel. Das sind so rund 10 Km New York pur.

Was macht den Charme dieser Stadt aus? Wieder fühle ich mich als sei ich schon immer hier gewesen, wie hier aufgewachsen.  New York ist sehr europäisch und dann auch wieder gar nicht. Diese Stadt hat jede Nationalität jede Ethnie. Es macht gar nichts, wenn mein Englisch mittelmässig ist, hier traue ich mich einfach zu sprechen, weil Viele noch schlechter sprechen.
Aber sie verstehen sich und verstehen mich. Ein ehrliches Lächeln mit dieser hauchfeinen Note aus Einsamkeit, Lebensfreude und Stolz hilft dabei. „Be yourself no matter what they say“ 

Ich kanns auch simpler sagen: 'n Haufen neurotische Egozentriker hier, aber die meisten haben ein Herz. Da falle ich gar nicht gross auf.

Heute, ganz im Süden, Ecke Broadway und Battery Park. Fünf schwer bewaffnete Polizisten, Maschinengewehr, Helm, dicke schusssichere Westen. Ein martialischer Anblick, sie verzogen keine Mine … bis …  ja bis eine Mama ihren vielleicht 6 Jährigen zu ihnen brachte, brav fragte ob sie ein Foto machen dürfe. 
Die fünf humorlosen Terminators wurden urplötzlich zu prima Familienvätern, verantwortungsbewussten Onkels und grossen Brüdern. Der Kleine strahlte vor Glück und die Männer hoben ihn auf ihre Schultern. 
Nicht nur Mama knipste, alle Umstehenden machten Bilder. Einer nahm den Jungen auf den Arm und brachte ihn wieder zu Mama. 

Der Mann bei „Soups `n`Burgers“ wo ich zu Mittag esse, hat nur noch einen Platz am Tresen für mich. Er musste dort ausserdem die Ausserhausbestellungen einpacken. So ass ich neben den Papptüten voll Bestellungen und er wuselte um mich rum. „Sorry“ sagte er immer wieder, es war ihm anzusehen, wie unangenehm es ihm war mich beim Essen zu stören. Als der Lieferjunge kam und die Tüten holte, stellte er mir wortlos einen Kafi hin, den ich nicht bestellt hatte. Meinen fragenden Blick beantwortete er mit einem schiefen Grinsen und einer wegwerfendenden Geste.

In Greenwich Village stürzte ein kleines Mädchen mit dem Tretroller auf dem Trottoir. Die ganze Familie war sofort um sie herum und versperrte den Bürgersteig. Ich konnte warten, denn auf mich wartet ja im Moment niemand. Mama machte 1. Hilfe für ein aufgeschlagenes Knie und Papa lotste mich freundlich mit ausladender Geste um die Gruppe herum, schob Onkels und Tanten sanft zur Seite.

Nix zu spüren von „Amerika First“ … scheint ein ganz privater Spleen von Trump und Kumpanen zu sein.

Deutlich heben sich die weissen Betonklötze an jeder erdenklichen Stelle, die zu einem Anschlag mit Auto geeignet wären, ab, von meinem letzten Besuch. An jeder Ecke Polizei, Sicherheitskräfte und Ordner. Angst scheint niemand zu haben, aber sie passen auf.
Klar gehts dabei auch um Geld, denn New York ist Touristenstadt. Aber dies wäre nicht New York, wenn jemand Panik hätte.

Ground Zero ist beeindruckend. Zwei gigantische schwarze Löcher in die Wasser hinabstürzt um dann in einem noch tieferen Loch ins scheinbar Bodenlose zu fallen. Mir fiel der Styx ein, jener Fluss, der in der griechischen Mythologie die Grenze zwischen unserer und der Welt der Toten, dem Hades, zieht. Ich finde es hat Stil, aus einem Trauma ein wohlübersetztes Monument zu machen, das erinnert ohne zu verklären. Gebaute Psychologie.

Last not Least die Kellnerin im Café, wie sie zustimmend mit den Augen rollt, als ich sage, dass ich das Bezahlsystem* ein wenig „difficult“ finde. Wir müssen beide lachen.

Im FotoBlog gibts ein paar Fotos vom Tag.
"10 Km Big Apple" hier ist der > LINK < oder oben in der Menüleiste unter "PHOTO BLOG"


* Man muss zu ihr hingehen, dann tippt sie ein was man bestellt hatte, dann geht sie mit dem Zettel zur Kasse, wo sie eine weitere Kellnerin bittet zu kassieren, die dann wieder ihr das Wechselgeld gibt, dass sie mir dann aushändigt.

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